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4. DER ARTBEGRIFF DER SCHÖPFUNGSLEHRE

 

"Animals [and plants] are members of the same kind if their gametes can participate in true fertilization, i.e. the nuclei can unite so that chromosomes from both parents play a role in development" - vgl. p. 46 dieser Arbeit. Zur "true fertilization" gehört die Bedingung, dass die Chromosomengruppen beider Eltern an der Bildung der frühen Blastomeren des Embryos teilnehmen (vgl. p. 54). Die väterlichen Chromosomen dürfen also nicht, wie bei den Parthenogenese-Fällen der Teleostier, wieder in den frühen Furchungsstadien hinausgeworfen werden. (Vgl. auch Anmerkung p. 535.)

(In Klammern vermerkt, belegt diese Chromosomenelimination von neuem die Wirksamkeit des maternell-plasmatischen Kontrollsystems.)

Dass bei Kreuzung von zur selben Art gehörenden Linien die Chromosomen beider Eltern eine Rolle in der Entwicklung spielen sollen, erinnert an Ohnos und Lamprechts oben detailliert diskutierten Ausführungen; denn es sind vermutlich auch die mit den Chromosomen verbundenen Genfunktionen gemeint.

Nicht ganz klar erscheint jedoch die Aussage, dass die Chromosomengruppen beider Eltern an der Bildung der frühen Blastomeren teilnehmen müssen, wenn es sich um Linien derselben Art handelt. Soweit sich diese Aussage auf den anschließenden Hinweis der Chromosomenelimination bei Kreuzung verschiedener Teleostier bezieht, ist das Ziel der Definition verständlich: Die Kerne sollen sich bei der Zygotenbildung vereinigen und an der anschließenden Entwicklung gleichermaßen beteiligt sein - womit eine klare Abgrenzung zu den Parthenogenese-Fällen gegeben ist.

Schwieriger wird es, wenn die Genfunktion beider Eltern bei der Bildung früher Blastomeren gemeint ist, da die Entwicklung bis zum Beginn der Gastrulation fast ausschließlich über die in der Oozyte synthetisierten mRNAs, Proteine und Reservestoffe geht (Säugetiere ausgenommen).

Wie Driesch schon Ende des vorigen Jahrhunderts feststellte, kann die Blastomerenbildung sogar ohne Zellkern vonstatten gehen - ein weiterer Beweis für die Bedeutung der maternell-plasmatischen Konstitution. Cohen geht (1979, pp. 13/14) noch einen Schritt über diese Aussage hinaus, wenn er den folgenden Punkt hervorhebt:

... I will assume that (except in mammals) achievement of the very early neurula stage of vertebrates usually occurs without significant operation of the zygote genome; at the very least, the 'germ layers' are segregated and possibly the closed neural tube can be achieved (Moore, 1955; Cohen, 1977; Neyfakh, 1971) [vgl. auch Davidson, zitiert p. 216].

Thompson bemerkt 1988, p. 33:

The major part of the control of very early pattern formation in all animal embryos seems to be under the control of the maternal rather than the zygotic genome.

Alberts et al. beschreiben die Situation am Beispiel des Amphibieneis folgendermaßen (1983, p. 814):

In the initial cleavages, beginning soon after fertilization, this one large cell subdivides by repeated mitosis into many smaller cells, or blastomeres, without any change in total mass. These first cell divisions are extremely rapid, with a cycle time of about 30 minutes, thanks to reserves of RNA, protein, membrane and other materials that accumulated in the egg while it matured in the mother. The only crucial biosynthesis obviously required is that of DNA, and usually rapid DNA replication is made possible by an exceptionally large number of replication origins.

Zum Thema der frühen Ontogenese der Chordaten ist übrigens gerade eine umfassende, neue Arbeit erschienen (Nieuwkoop, Johnen und Albers 1985: The epigenetic nature of early chordate development; 350 pp.), in der die Details ausführlich diskutiert werden.

In Anbetracht dieser Tatsachen könnte man die Genfunktionen bei der Bildung der frühen Blastomeren nicht in die Artdefinition miteinbeziehen.

Wie schon auf der Seite 46 dieser Arbelt zitiert, hebt Marsh die Vereinigung der beiden Gametenkerne für seine Artdefinition besonders hervor. In dem zitierten Buch kommt er noch einmal auf diesen Punkt zurück, wenn er (1976, p. 72) schreibt:

I am of the opinion that the union of two gamete nuclei, regardless of the dissimilarity of the individuals from which they come, and regardless of the fact that development may cease in early embryonic stages, is evidence that the parents are members of the same kind. (Kursiv vom Verfasser.)

Man kann diese Auffassung jedoch nicht generell als die kreationistische Definition des Artbegriffs bezeichnen, wie auch Marsh (p. 27) hervorhebt:

Of course not all creationists hold the same opinion with regard to the reproductive behavior of the Genesis kinds. Creationists are bound together in the doctrine that Genesis is a book inspired of God. However on subjective points they may diverge considerably. One of these points is this very matter of the crossability of the Genesis kinds*. The Situation is quite similar to that among evolutionists who at the Darwin Centennial in Chicago in 1959 appeared to be united in acceptance of the synthetic theory of organic evolution (that evolution is a two-stage phenomenon: the production of variation, and the sorting of the variants by natural selection). However, when it comes to discrete natural groups in nature, the groups often disagree.

*Man könnte hier zurecht einwenden, dass ein spezielles Genesisverständnis kein induktiv-naturwissenschaftlicher Forschungsansatz ist. Das trifft allerdings auf das evolutionistisch-materialistische Weltbild genauso zu (vgl. dazu A. Locker; Hrsg., 1983), was für uns jedoch kein Hinderungsgrund war, die Stärken und Schwächen des neodarwinistischen Ansatzes zu untersuchen. Die weltanschauliche Zielsetzung des neodarwinistischen Artbegriffs wird besonders dadurch deutlich, dass er mit seinen prä- und postzygotischen Isolationsbarrieren die Art und Weise der Entstehung aller Lebensformen implizieren möchte. Beide Ansätze gehen also von einem bestimmten Weltverständnis mit bestimmten Erklärungszielen aus. Rein induktiv-wissenschaftlich erscheint hingegen der genetisch-Lamprechtsche Ansatz. Vgl. jedoch zum Induktionsproblem Popper 1969, 1979.

Von denjenigen Kreationisten, die sich für die Auffassung einsetzen, dass nach dem Genesisbericht die Arten reproduktiv voneinander isoliert erschaffen wurden [in der doppelten Bedeutung des Satzes] und daher zu keiner Zeit miteinander Nachkommen hervorbringen konnten, schreibt er u.a. (p. 28):

They take this position because they believe that an original kind which brought forth only "after its own kind" could not hybridize with another kind. If such were to occur, then neither partner would be bringing forth after its kind. The assumed hybrid would be like neither of the parental types.

Das ist der logische Grund für die oben zitierte Artdefinition, dass bei Vereinigung beider Gametenkerne mit anschließender 'Teilnahme' der Chromosomengruppen beider Eltern an der Bildung der frühen Blastomeren, die verschiedenen Formen zur selben Art gehören. (Wie Marsh hervorhebt, würde sich in jedem anderen Fall - auf welchem ontogenetischen Stadium auch immer - keiner der beiden Eltern nach ihrer Art fortpflanzen, da die Hybriden keine der beiden Ausgangsarten repräsentieren.)

Ob man die Genesisart so verstehen muss, möchte ich hier nicht besprechen. Wir möchten uns zunächst näher ansehen, was dieser Artbegriff für die biologische Praxis bedeutet (vgl. dazu auch die Ausführungen von Siegler, zitiert p. 54 dieser Arbeit).

Marsh schreibt p. 34:

On the assumption of crossability, in the case of man, Homo sapiens, the species would be the created unit. In other cases we find that the dog, Canis familiaris, will cross with the gray wolf, Canis lupus; the horse, Equus caballus, will cross with the ass, Equus asinus. Here the genus would be the created unit. Again the domestic goat, genus Capra, will cross with the domestic sheep, genus Ovis, to the extent of producing fetuses which will live until just before the time of birth. A more successful generic hybrid is the case of the genus Bison which will cross with the domestic cow, genus Bos, possibly making the family the created unit. Yet again the domestic hen, family Phasianidae, has been crossed with the turkey, family Meleagrididae. Thus the order would possibly become the created unit.

Wir wollen als erstes festhalten, dass dieser Artbegriff den genetischen insofern voll miteinschließt, als alle miteinander kreuzbaren Formen mit fertiler Nachkommenschaft grundsätzlich zur selben Art gehören, - er jedoch gleichzeitig weit darüber hinausgeht, indem er sämtliche Gruppen, die bei der obigen Definition der "true fertilization" entsprechen, ebenfalls Kreuzung umfasst.

Die Frage nach der Bedeutung der primären Nichtüberführbarkeit von Merkmalen und Merkmalskomplexen von einer Art in eine andere und vice versa, sowie nach der meiotisch-plasmatischen Barriere als Arttrennungskriterium, wird nicht gestellt.

Alle Formen, die nach Vereinigung der Gametenkerne und durch Reproduktion beider elterlicher Chromosomengruppen das frühe Blastomerenstadium erreichen, gehören zur selben Art - ob die Hybriden das Erwachsenenstadium erreichen, aber steril sind oder als Föten absterben oder schon im Gastrulastadium lebensunfähig werden, spielt nach dieser Definition keine Rolle.

Bei diesem Artbegriff geht es nicht um eine Revision der Systematik nach naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten, sondern um die biologische Grenzziehung der Genesisart im oben zitierten Sinne und um die Einordnung in das bestehende System, wie uns das Siegler (vgl. pp. 54/55) vorgeführt hat.

Im folgenden wollen wir einige von Marsh und Siegler für ihren Artbegriff aufgeführten Beispiele weiter betrachten. Beim Thema Homo sapiens sowie den als eigene Arten beschriebenen, jedoch fertile Hybriden erzeugenden Populationen der Gattungen Peromyscus und Canis ist der Artbegriff mit der genetischen Definition identisch und die Verfasser führen zahlreiche weitere Beispiele dafür in ihren Arbeiten auf. Den Fall Equus caballus X E. asinus haben wir schon diskutiert: Nach den bisher vorliegenden Daten handelt es sich auf genetischer Ebene um zwei verschiedene Arten (vgl. pp. 258-262), im Sinne des von Marsh und Siegler konzipierten Artbegriffs jedoch um Angehörige derselben Art.

Zur Kreuzung zwischen Schaf und Ziege fasst Gray die Ergebnisse wie folgt zusammen (1971, pp. 130/131):

Hybridization has been reported, but the two species do not readily interbreed, and controlled experiments have invariably failed to produce live young, except where special techniques were used to reduce interspecific incompatibility (see, for example, Bratanov et al.). Matings between the ram and the female goat frequently result in conception, but the hybrid embryos usually fail to survive beyond the 2nd month of gestation, probably due to haemolytic disease. Ewes inseminated with goat spermatozoa generally fail to conceive, although a few eggs may be fertilized. Cleavage does not usually occur. In sheep-male x goat-female foetuses the diploid number of chromosomes is 57 compared with 54 in the sheep and 60 in the goat.

The reciprocal hybrids reported by Bratanov et al. were more like the dam than the sire. Sexual maturity was delayed in females until after the 3rd year, and the spermatozoa of male hybrids were incapable of effecting fertilization. Progeny are said to have been obtained from female 'ovids' (male goat x female sheep) inseminated with ram semen. The modal diploid number of chromosomes in one such backcross was 55 (54-58). The fundamental chromosome number (number of chromosome arms) was 60.

( - Worauf rund eine Seite Autorenangaben folgt). Sollte trotz der bekannten Schwierigkeiten die bisher für artentrennend gehaltenen Merkmale von der einen Form in die andere und vice versa überführt werden können, so würde es sich bei diesem Beispiel auch genetisch um eine Art handeln. Dafür gibt es bisher jedoch keine Hinweise. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung halte ich es für wahrscheinlicher, dass ein den Pferd-Esel-Kreuzungen vergleichbarer Fall vorliegt und damit eine absolute Kreuzungsbarriere durch das meiotisch-plasmatische Kontrollsystem für die artentrennenden Merkmale der beiden Formen besteht.)

Bei der Kreuzung der Gattungen Bison X Bos können die weiblichen Hybriden voll fertil sein ( - was davon abhängt, welche 'Arten' genommen werden). Die gattungstrennenden Merkmale scheinen von der einen Gattung in die andere und reziprok überführbar zu sein, womit sich die beiden Gattungen auf eine Art reduzieren würden. Zu der Familie der Bovidae gehören jedoch auch die Gattungen Alcephalus, Ammotragus, Boocercus, Bubalus, Capra, Cephalophus, Connochaetes, Damaliscus, Gazella, Hemitragus, Kobus, Nemorhaedus, Oryx, Ovibus, Ovis, Pseudois, Rupicapra, Sylvicapra, Syncerus, Taurotragus und Tragelaphus. All die verschiedenen Formen, wie Rinder, Antilopen, Gazellen, Ziegen, Schafe u.v.a. in einer Art unterzubringen, ist mit Sicherheit genetisch nicht möglich. Dem Artbegriff von Marsh et al. könnten jedoch die Beobachtungen von Ivanov (1966) und Sceenan (1969) entsprechen: Der erste berichtet, dass Spermatozoen von Schafsböcken in das Rinderei eindringen und die Zona pellicula auflösen, und der zweite teilt mit, dass 11 von 51 Schafeiern nach Zufuhr von Bullensamen in die Eileiter paarungsbereiter Schafe Blastomerenbildung zeigten (zitiert nach Gray 1971, p. 127). Ob eine Verschmelzung der Gametenkerne stattfindet, wird bei Gray nicht angegeben. Wenn nach Marsh et al. all diese oben zitierten Gattungen der Bovidae auf eine einzige Ausgangsart oder Urform zurückzuführen sind, dann darf man wohl von einer schon recht umfassenden Entwicklung (in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes) sprechen. Die Urform müsste in diesem Fall das genetische Potential der Gattungen und Arten in sich getragen haben, die im Laufe der Zeit 'herausspalteten', wobei Genverluste im oben (p. 123) geschilderten Sinne eine besondere Rolle gespielt hätten (vgl. Siegler 1972, 1978).

Die Kreuzung zwischen Haus- und Truthuhn macht nach Marsh für dieses Beispiel möglicherweise die Ordnung zur Schöpfungseinheit, da es sich nach Grays Aufführung um die Angehörigen zweier verschiedener Familien handelt. Nach anderen zoologisch-systematischen Arbeiten gehören jedoch diese beiden Formen nur zwei verschiedenen Unterfamilien an, die ihrerseits beide zur Familie der Phasianidae gehören. Steinbacher gibt (1972/1982, pp. 304-311) in Eigeners Tierenzyklopädie folgende Einteilung (Durchnumerierung von mir):

 

Ordnung: Galliformes - Hühnervögel

1. Unterordnung: Galli - Eigentliche Hühnervögel

1. Familie: Megapodiidae - Großfußvögel

2. Familie: Cracidae - Hokkos

3. Familie: Phasianidae - Fasanenartige

1. Unterfamilie: Tetraoninae - Rauhfußhühner

2. Unterfamilie: Perdicinae - Feldhühner

3. Unterfamilie: Tragopaninae - Satyrhühner

4. Unterfamilie: Meleagridinae - Truthühner

5. Unterfamilie: Argusianinae - Pfaufasanen

6. Unterfamilie: Numidinae - Perlhühner

7. Unterfamilie: Phasianinae - Fasanen

2. Unterordnung: Opisthocomi - Hoatzins

 

Die Autoren in Grzimeks Tierleben (Frith, Grzimek, Lühmann, Müller-Using, Niethammer, Raethel, Skutch, Talegallas, Kamm-Talegallas und Wolters) legen (1977/1980, Bd. 7, pp. 425-485, 504-506 und Bd. 8, pp. 17-78, 477/478) eine ähnliche Systematik vor, unterscheiden jedoch zwei weitere Unterfamilien, nämlich die der Pfauen (Pavoninae) und Kongopfauen (Afropavoninae).

Von vielen Ornithologen werden jedoch die meisten der oben aufgeführten Unterfamilien im Rang eigener Familien aufgeführt (Austin 1961/1963, Campbell 1974/1976, Haverschmidt 1974/1982, Bock 1982 u.v.a.).

Der letztere Autor gibt z.B. folgende Übersicht (Bock 1982, pp. 977-979) (Durchnumerierung wieder von mir.):

 

Ordnung: Galliformes

1. Familie: Megapodiidae

2. Familie: Cracidae

3. Familie: Tetraonidae

4. Familie: Phasianidae

1. Unterfamilie: Odontophorinae

2. Unterfamilie: Tetraonidae

5. Familie: Numididae

6. Familie: Meleagridae

Ordnung: Opisthocomiformes

 

An diesem Beispiel wird ersichtlich, wie schwierig eine Einordnung des Artbegriffs von Marsh et al. nach den vorliegenden systematischen Daten sein kann: Nach der ersten Autorengruppe wäre durch die Kreuzung von Haushuhn mit dem Truthuhn die Familie die Schöpfungseinheit, nach der zweiten aber die Ordnung (wie von Marsh erwähnt).

Um eine Vorstellung zu vermitteln, was an Hybridbildungen bei den Hühnervögeln möglich ist, habe ich nach Gray die extremeren Beispiele herausgesucht und auch einige ihrer kennzeichnenden Kommentare dazu zitiert (die Zuordnung zu den Unterfamilien erfolgt nach der ersten oben zitierten Autorengruppe).

Gallus domesticus x Meleagris gallopavo (Truthuhn; Meleagridinae)
"In controlled experiments the embryos invariably died in shell."

Gallus domesticus x Lophophorus impejanus (Glanzfasan; Phasianinae)
"A hybrid of doubtful sex ... showed no signs of sexual activity and was apparently infertile."

Gallus domesticus x Phasianus colchius (Jagdfasan; Phasianinae)
"The fertility and hatchability of the eggs is low, but many hybrids (mainly male) have been reared." (Die Hybriden sind steril.)

Gallus domesticus x Gynnaeus nycthemerus (Silberfasan aus Südchina; Phasianinae)
"According to Marchlewski, Silver Pheasant hens inseminated with sperm from Domestic cocks laid a few fertile eggs, but all except one embryo died before hatching. All the embryos were females. Up to the end of the first year the hybrid had shown no sign of sexual activity."

Gallus domesticus x Syrmaticus soemmeringii scintillans (Japanische Kupferfasan; Phasianinae)
"Male Copper Pheasant x Domestic Hen. A presumed cross between a female hybrid and a Common Pheasant (Phasianus colchicus) has been reported. Hachisuka, M. 1928."

Gallus domesticus x Pavo cristatus (Indischer Pfau; Argusianinae)
"Sterile male hybrids have occasionally been reported. Tinjakow produced one hybrid chick by means of artificial insemination. It survived only 6 days although it had shown vigour earlier. Of 73 eggs, only 2 were definitely fertile."

Gallus domesticus x Numida meleagris (Hempelperlhuhn; Numidinae)
"Only male hybrids have been reared. They are infertile."

Desweiteren werden Kreuzungen des Haushuhns mit Acryllium vulturinum (Numidinae), Perdix perdix (Perdicinae) und sogar mit Menura novaehollandiae, dem in Ostaustralien beheimateten Leierschwanz berichtet (Ordnung: Passeriniformes; Unterordnung: Suboscines/Menurae; Familie: Menuridae - nach Steinbacher 1972/1982). Alle drei Beispiele hält Gray für fragwürdig. Dennoch kann sie für den letzteren Fall immerhin 7 Autoren mit insgesamt 10 Literaturangaben aufwarten.

Nehmen wir nur einmal an, dass zwischen diesen beiden (allgemein anerkannten) Ordnungen der Hühner- und Sperlingsvögel "true fertilization" mit früher Blastomerenbildung möglich sei, dann wäre die Klasse die Schöpfungseinheit und die "Art" hieße dann "Vogel" (Avus) - womit wir recht nahe an die Abstammung der Vögel von einer einzigen Urvogelpopulation (Archaeopterygiformes) herangekommen wären. Wie wir oben zitiert haben (p. 58), lehnt Jones diesen Artbegriff u.a. mit dem Hinweis ab, dass zwischen den Fischordnungen der Zahnkarpfen und Makrelen 'true fertilization' nachgewiesen sei. Aufgrund zahlreicher Gemeinsamkeiten in der Grundausstattung der männlichen und weiblichen Geschlechtszellen der Wirbeltiere scheint hier mehr möglich zu sein als dem Artbegriff von Marsh et al. zuträglich sein könnte. (Auf der anderen Seite finden wir jedoch Spezies-spezifische Proteine, die die Bindung der Spermazelle an die tiefste Schicht der Eihaut erst ermöglichen - ein für die Befruchtung oft notwendiger Prozess - vgl. Alberts et al.1983, pp. 803/804 und die 3 Bände zur BIOLOGY OF FERTILIZATION 1985, herausgegeben von Metz und Monroy).

Sollten jedoch 'true fertilizations' mit anschließender Blastomerenbildung im Sinne Marshs zwischen Arten verschiedener Ordnungen wesentlich häufiger möglich sein als bisher angenommen, dann würde dieser Artbegriff weder zu irgendwelchen Fortschritten in der Systematik führen, noch dem ursprünglichen Ansatz der Schöpfungslehre entsprechen.

Sehen wir uns noch die Liste der Kreuzungen des Haushuhns mit entfernteren 'Verwandten' näher an: Die Kreuzungen mit Fasanen führten zu zahlreichen, lebensfähigen, aber sterilen Hybriden und zeigen auf diese Weise die nahe genetische Verwandtschaft der Formen (das Haushuhn gehört sowieso zur Unterfamihe der Phasianinae). Die Frage erhebt sich an dieser Stelle, ob man nicht auf genetischer Basis Hühner und Fasanen zur gleichen Gattung zusammenfassen sollte, wie man auch die verschiedenen Gattungen Asinus, Zebra und Hemionus zur Gattung Equus zusammengefasst hat.

Nach den vorliegenden Daten zu den Huhn-Fasan-Kreuzungen handelt es sich gemäß dem genetisch-Lamprechtschen Artbegriff sehr wahrscheinlich um verschiedene Arten, denn die artentrennenden Merkmale lassen sich offensichtlich nicht von der einen Art in die andere und vice versa homozygot überführen (wir wissen allerdings noch kaum etwas über mögliche sekundäre Artbarrieren für viele solche Fälle). Anders sieht es jedoch mit zahlreichen 'Arten' der Gattungen Gallus, Phasianus, Pavo etc. aus, die auf genetischer Ebene nur Ökotypen derselben Art sind und auf eine entsprechende Revision 'warten'.

Erstaunlich erscheint zunächst, dass die durch künstliche Befruchtung herbeigeführte Kreuzung zwischen Haushuhn und Indischem Pfau überhaupt noch zu irgendwelchen Ergebnissen führen kann. Bei aller Verschiedenheit zeigen diese und die Kreuzungsergebnisse zwischen Haus-und Truthühnern die überraschend nahe genetische Verwandtschaft dieser Formen und unterstützen damit eindeutig die Eingruppierung in verschiedene Unterfamilien statt verschiedene Familien. (Man könnte in diesem Falle sogar die Frage stellen, ob nicht die Einordnung in verschiedene Genera schon genügen würde.)

Bei der Kreuzung Haushuhn X Indischer Pfau denkt vielleicht mancher Leser zunächst an unsere weißen Leghorn- oder braunen Rhodeländer-Hühner in Kontrast zu dem farbenprächtigen Pfauenhahn mit seinem ausdruckvollen Gefieder bei der Balz.

Ganz enorm sind jedoch auch die Unterschiede zwischen Pfauenhahn und der wenig attraktiven Pfauenhenne und kein vernünftiger Mensch bestreitet, dass diese enormen Unterschiede bei Angehörigen ein- und derselben Art auftreten. Das Pfauenplasma kann also beides exprimieren, - das prachtvolle Gefieder des Hahns und das wenig auffällige Gefieder der Henne. Durch Abbau genetischer Strukturen ließe sich ein Pfauenhahn vorstellen, der der Henne im Federkleid weitgehend ähnlich wäre (in der Literatur zur Pfauenzucht sind vielleicht schon die ersten Schritte beschrieben), wie das z.B. beim Haushuhn festzustellen ist (s.u.).

Die Erwartung, dass das (Ei-)Plasma des Haushuhns nicht in der Lage sein wird, die zu postulierenden 'interspezifischen' Gene des Pfaus homozygot zu exprimieren, könnte zwar noch weiter gesichert werden, aber an der Zugehörigkeit zu verschiedenen Arten dürfte nach dem genetisch-Lamprechtschen Artbegriff kaum ein Zweifel bestehen: Die sterilen lebensfähigen männlichen Hybriden sind wahrscheinlich nicht in der Lage, die 'interspezifischen' Gene in ihren Keimzellen zu replizieren (meiotisch-plasmatische Barriere): Nach allen vorliegenden Daten können die artentrennenden Merkmale nicht vom Pfau in eine Haushuhnpopulation und vice versa überführt, exprimiert oder rekombiniert werden.

Nach dem Artbegriff von Marsh et al. gehören diese Formen jedoch zur selben Genesisart. Wenn das zutrifft, dann müsste man wieder mit einer Ausgangspopulation rechnen, die mit dem genetischen Potential für all die verschiedenen Unterfamilien der Hühnervögel ausgestattet gewesen wäre und die sich dann im Laufe der Zeit durch verschiedene genetische Mechanismen, einschließlich Transposons, Mutation, Rekombination, Plasmaentmischung etc. in die verschiedenen Formen differenziert hätten. Differenzierung wäre auch hier wieder zum großen Teil durch Degeneration (Ausfall) genetischer Strukturen vorsichgegangen.

Unser Haushuhn selbst kann dieses Prinzip insofern recht gut veranschaulichen, als es heute 'eine kaum noch übersehbare Zahl von Zuchtrassen gibt, die nichts mehr vom Aussehen und Wesen des einstigen scheuen Urwaldvogels erkennen lassen' (Steinbacher 1972/1982, p. 311). Um die 150 verschiedene Rassen werden derzeit gezählt und in manchen Fällen ist der Hahn vom Huhn, wie z.B. bei der Orpingtonrasse, kaum mehr am Federkleid und an der Größe zu unterscheiden (die Minimalgewichte der Hähne und Maximalgewichte der Hühner überlagern sich bei dieser Rasse stark) - man vergleiche dagegen den ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus der Stammform: Beim Bankivahuhn finden wir noch einen farbenprächtigen und in aller Regel wesentlich schwereren Hahn. (Man erinnere sich an dieser Stelle auch wieder an die Vielfalt der Formen bei Columba, Canis und Homo sapiens.)

Das würde weiter bedeuten, dass die (art-)plasmatischen Möglichkeiten der Genexpression bei vielen Arten ursprünglich wesentlich umfassender waren und im Laufe der Zeit auf den heutigen Stand reduziert worden sind, so dass nur noch die Gene der jetzigen (genetischen) Arten exprimiert werden können. Ein Grund für diese Einschränkung wäre ein für die verschiedenen geographisch isolierten Formen überflüssiges Expressionspotential, welches im Laufe der Zeit abgebaut werden konnte.

Interessant wäre auch die Möglichkeit eines in die Ursprungsarten 'eingebauten' und inzwischen im wesentlichen abgelaufenen genetisch-plasmatischen Differenzierungsprogramms ( - was uns auch erklären könnte, warum eine so gezielte Chromosomenelimination bei der Keimzellbildung in manchen Hybriden abläuft (vgl. p. 232, 271) und warum in der heutigen Pflanzen- und Tierzucht der Abbau der Genexpression durch die meiotisch-plasmatische Barriere praktisch keine Rolle mehr spielt).

Diese Ausführungen zeigen damit nochmals, dass auch der genetisch-Lamprechtsche Artbegriff unter der von Marsh et al. konzipierten Genesisart zu subsumieren ist, was auch in der oben (p. 55) zitierten Einordnung der Baramin-Kategorie von Siegler zum Ausdruck kommt.

Erinnern wir uns an Sieglers Begründung der Baramin-Kategorie bei den Gänsevögeln:

Since crossings have been reported between swans and geese, between geese and ducks, and between various species of each tribe, the baramin for these would be above the family level. ...the baramin water-fowl would include ducks, geese and swans. (Vgl. p. 54 dieser Arbeit).

Die Ordnung der Anseriformes (Gänsevögel) wird in der Regel in zwei Familien unterteilt: Anhimidae (Wehrvögel) und Anatidae (Entenvögel). Die Genesisart umfasst hier nach Siegler und anderen die gesamte Familie der Anatidae. Wie wir schon bei der Diskussion der Artdefinition Marshs hervorgehoben haben, spielt dabei die Frage nach der Lebensfähigkeit bzw. Fertilität etc. der Hybriden keine Rolle. Nebenbeibemerkt umfasst die Liste der Kreuzungen für die Anatidae bei Gray bereits 1958 68,5 Seiten, und die Aufführung würde heute sicher noch wesentlich länger werden.

Tatsächlich liegen für die Kreuzung verschiedener Schwanarten (Cygnus atratus, C. columbianus columbianus, C. cygnus cygnus, C. olor) mit der Graugans (Anser anser) zahlreiche Berichte vor, genauso wie für Hybriden aus der Kreuzung Graugans X Stockente (Anas platyrhynchos) - jedoch waren die Hybriden aus der letzteren Kreuzung steril (über die Fertilität der Hybriden aus der ersteren habe ich noch nichts in Erfahrung bringen können). Der genetisch-Lamprechtsche Artbegriff würde also zumindest zwischen Gänsen und Enten eine Grenze ziehen (vermutlich über 90prozentige Sterilität und meiotisch-plasmatische Barriere).

Werfen wir einen Blick auf den Artbegriff von Jones, der davon ausgeht, dass die grundlegenden Organisationspläne biologischer Strukturen in der Gesamtzelle, speziell im Membranaufbau zu finden ist. Seine Begründung der Konstanz der Formen erinnert an das meiotisch-plasmatische Kontrollsystem (vgl. pp. 210-270 ), wenngleich er den Schwerpunkt auf die Membranstrukturen legt. Beides - Membran- und (Ei-)Plasmastrukturen - dürften für die beobachtete Konstanz der Formen mit von Bedeutung sein.

Die Schwächen seines (einseitig zoologisch ausgerichteten) Artbegriffs, der das Verhalten zum alleinigen Maßstab der Definition macht (vgl. p. 58), haben wir bei der Behandlung präzygotischer Isolationsmechanismen (pp. 83-104) schon detailliert aufgezeigt.

Die Arten der Schöpfungslehre verdanken ihre Existenz direkten Schöpfungsakten Gottes. Wie mit den Artdefinitionen von Marsh und Jones schon angedeutet, gibt es jedoch innerhalb der Schöpfungslehre mehrere verschiedene Auffassungen zu den Fragen, wo die exakten Grenzen der Genesis-Arten liegen, in welchen Zeiträumen die Arten erschaffen wurden und wie die Schöpfung vorsichging. Der Kreationismus als eine spezielle Form der Schöpfungslehre behauptet zum Beispiel, dass die Lebensformen gemäß dem Genesisbericht in buchstäblichen 24-Stunden-Tagen erschaffen worden seien. Da aber allein in den ersten drei Kapiteln der Genesis 4 verschiedene Begriffe von Tag gebraucht werden und Mose selbst im 90. Psalm, im vierten Vers schreibt: "Denn tausend Jahre sind vor deinen Augen wie der gestrige Tag wenn er vergangen, wie eine Wache in der Nacht" - und wir im 2. Brief des Apostels Petrus im Vers 8 lesen, dass bei Gott 'ein Tag wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag', erscheint die kreationistische Deutung aus biblischer Sicht nicht zwingend. Im übrigen wendet auch der Apostel Paulus im Brief an die Hebräer (Kapitel 4) unter direkter Bezugnahme auf den Genesisbericht den Ruhetag Gottes auf einen größeren Zeitraum an, der zu seiner Zeit noch andauerte und bereits Tausende von Jahren umfasste.

Eine weitere Auffassung der Schöpfungslehre leitet aus der biblischen Zeitrechnung 7000-Jahr-Schöpfungsepochen ab (Details in den Publikationen der Watchtower Bible and Tract Society - (1967): "Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich", p. 11: "1.Mose. Behandelter Zeitraum 46.026 - 1657 v.u.Z."); (1985): Das Leben - Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung? p. 27 "Millennien". (Auflage bisher etwa 15 Millionen Exemplare in 10 Sprachen.) (1985): Unterredungen anhand der Schriften, pp. 385/386 "Tausende von Jahren".). Und schließlich akzeptieren eine Reihe von Befürwortern der Schöpfungslehre auch die Jahrmillionen und Jahrmilliarden der geologischen Zeitrechnung (z.B. Heitler 1976, Vollmert 1985).

Zur Frage, wie die Arten erschaffen wurden, schreibt der Zellbiologe Ambrose 1982, p. 159:

There must have been a steady input of new information which we have ascribed to the activity of Creative Intelligence, so raising the level of organisms step by step to ever higher and higher levels of complexity.

(p. 164:) Surely it is not unreasonable to suppose that the Creator utilized existing life forms to generate new forms. I have already suggested that the Creator would operate within the framework of the universe He had created in forming the physical world. May this not be the same for the biological world? In this respect the so-called indeterminacy of the subatomic level, according to Wigner, ... may provide the framework within which mind can operate on and influence matter.

Die meisten Befürworter der Schöpfungslehre halten jedoch die direkte Erschaffung der Arten aus der Materie der Erde für die bindende Antwort und weisen u.a. darauf hin, dass eine dauernde Umkonstruktion spezieller Lebensformen eine wenig effektive Methode zur Erzeugung neuer Lebensformen für die absolute Weisheit und Macht Gottes sei, der die Materie völlig beherrscht.

Grundsätzliche Einigkeit herrscht bei allen Schöpfungstheoretikern in der Überzeugung, dass die Gesetzmäßigkeiten der Materie allein die Grundarten nicht hervorbringen konnten. Ich schrieb 1976, p. 65:

Zur Frage nach der Entstehung organischer Strukturen muß folgender Aspekt herausgestellt werden: In der Art ihrer Verkettung finden wir bei den Organismen die gleichen Konstruktions- und Funktionsprinzipien wie bei den kybernetischen Systemen in der Technik. "Es ist völlig gleichgültig, ob die ausgeführte Konstruktion mit Stahl, Federn und Öl arbeitet, oder mit Knochen, Muskeln und Blut: Das Prinzip der Konstruktion bleibt das gleiche" (W. Nachtigall 1971). Wir haben damit ein eindeutiges Vergleichsmoment. Von den prinzipiell vergleichbaren Systemen wissen wir sowohl wie sie entstehen als auch wie sie nicht entstehen: Sie entstehen niemals durch "Zufall" (Definition S. 15/16 Augenschrift), sondern ausschließlich durch Bewußtsein, gezielt arbeitende Intelligenz und Geist. Die Erfahrung als Maßstab beweist somit, daß für die Entstehung der Information für den Aufbau der ungeheuer komplizierten und genauestens aufeinander abgestimmten organischen Strukturen, Bewußtsein, Intelligenz und Geist als Ursache ihres Ursprungs unbedingt notwendig sind!

Da die nicht-lebende Materie ebenfalls alle Kennzeichen von Planmäßigkeit aufweist (Periodensystem der Elemente, Gravitation und Keplersche Gesetze, Quantenmechanik usw.), muß der Schöpfer dieser Gesetze selbst außerhalb der von ihm erschaffenen Materie stehen.

Nun hört man desöfteren die dogmatische Behauptung, dass ein solcher Ansatz samt irgendwelchen Artbegriffen in den Naturwissenschaften prinzipiell keinen Platz habe. Ich habe mich mit dieser Behauptung 1971, 1975 und 1976 näher auseinandergesetzt und zitiere im folgenden aus diesen Arbeiten mit einigen Ergänzungen. Zunächst zur weiteren Fundierung des umstrittenen Ansatzes einige Aussagen und Beobachtungen (1976, pp. 36/37):

Wurmbach bemerkt zum Stichwort "Kybernetik" 1970, p. 4, u.a.: "Die Lehre von den Regelungen im Organismus ist als "Kybernetik'' in den letzten Jahren immer mehr zu einem besonderen Forschungsgebiet geworden, besonders nachdem sich herausgestellt hatte, daß dasselbe Prinzip auch in den vom Menschen zur Erweiterung seiner "Wirkwelt" erschaffenen Maschinen angewandt wird. Der Mensch hat also ein in ihm selbst wirksames Prinzip auf die anorganische Natur übertragen können". Ähnlich p.555: "Er (N. Wiener) konnte, wie viele nach ihm, zeigen, daß die Regelungsvörgänge der Organismen nach denselben Prinzipien arbeiten, wie die der Maschinen."

"Das Wichtigste war die Kenntnis der tatsächlichen Einheit von Problemen der Nachrichtenübertragung, der Regelung und auch der statistischen Mechanik sowohl bei der Maschine wie auch im lebenden Gewebe". (N. Wiener 1971, p.11)

"... ein biologischer Regelkreis unterscheidet sich nach allen bisherigen Kenntnissen in seinem Wesen nicht von den in der Technik bekannten". (B. Hassenstein 1973, p. 126).

Dass Maschinen aus anderen Materialien bestehen, ändert an den Grundprinzipien (den Gesetzen der Konstruktion, der nicht-rotatorischen Kinematik, der Informationsübertragung) nichts, auch nicht die Art der Informationsspeicherung.

Prof. Dr. Wilder-Smith schreibt dazu 1973, p. 80/81: "Bei der Information handelt es sich jedoch immer um die gleiche Ware, ungeachtet der Art ihrer Speicherung. Information bleibt Information, ob sie nun intern in Codeform in den Genen oder extern in den Teilen einer Kamera gespeichert ist". - Detaillierte Begründung bei den zitierten Autoren.

Der bekannte Heidelberger Physiologe Prof. Hans Schäfer bemerkt zur Frage nach der Entstehung kybernetischer Systeme 1956, p. 41/42 u. 1968: "Regelanlagen sind zwar mit Hilfe von Mechanismen als Mittel zu bestimmten Zwecken gebaut, aber damit nicht erklärt. Es ist die Existenz des Regelvorganges selbst, die Existenz eines geschlossenen organischen Regelsystems selbst, was der mechanistischen Naturerklärung nicht zugänglich ist. Diese Existenz ist freilich in einem mechanistischen Weltbild einer Erklärung auch gar nicht bedürftig, da sie durch Zufall entstanden gedacht ist".

Wir sind damit wieder bei dem schon ausführlich behandelten Begriff "Zufall" (vgl. die Schrift über die Entstehung des Auges p. 15-19). Dieser Glaube an den Zufall, diese Zufallsreligion, wird der Frage nach der Entstehung der zitierten kybernetischen Systeme in keiner Weise, weder theoretisch noch in der Praxis, gerecht. Schäfer bemerkt treffend, dass wir mit der Kybernetik eine technische Erklärung haben, "die den Konstrukteur in unsere Modellvorstellung der belebten Materie einführt." (p. 45)

1975, pp. 44-48:

Aus der Organisationsform der lebenden Materie ist auf Bewusstsein, Intelligenz und Geist als Voraussetzung und Ursache für deren Ursprung zu schließen.

Argumentation: S. Strugger, Professor der Botanik, Hauptarbeitsgebiet Zellphysiologie, schrieb 1962, p. 59, die treffenden Worte: "Die Zelle ist das vollendetste kybernetische System auf der Erde. Alle Automation der menschlichen Technik ist gegen die Zelle nur ein primitives Beginnen des Menschen, im Prinzip zu einer Biotechnik zu gelangen.''

Jeder, der auch nur entfernt mit dieser Materie in Berührung gekommen ist, weiß, in welchem kaum vorausgeahnten Maße diese Aussage in den letzten Jahren durch die weitere Forschung fundiert worden ist. Seit etwa 1960 beruht ein ganzer Wissenschaftszweig auf dieser Tatsache - die Bionik.

Dass es sich beim Vergleich: Automation der menschlichen Technik - Biotechnik hinsichtlich Problematik und Konstruktionsprinzipien nicht nur um äußere Analogien handelt, darauf hat in neuester Zeit besonders W. Nachtigall nachdrücklich hingewiesen. So schreibt er in seiner Arbeit BIOTECHNIK (1971) u.a. zum Begriff "signal-to-noise-ratio" p. 13: "In Biologie und Technik ergibt sich in gleicher Weise die Forderung, in einem Übertragungskanal ein Signal vom statistischen Rauschen zu unterscheiden. Es handelt sich hier nicht um äußere Analogie, sondern tatsächlich um die gleiche Problematik." Und über "biologische Konstruktionen" schreibt er auf derselben Seite: "Auch in der Betrachtung biologischer und technischer Gebilde unter dem Gesichtspunkt der Konstruktionsprinzipien besteht kein grundsätzlicher Unterschied. Das Konstruktionsprinzip eines bestimmten Schreibmaschinentyps ist eine 6-gliedrige kinematische Verbundkette mit zwei gemeinsamen Gliedern. Das Konstruktionsprinzip beim Öffnungsmechanismus eines bestimmten Fischmauls ist auch eine 6-gliedrige kinematische Kette mit zwei gemeinsamen Gliedern. Es ist völlig gleichgültig, ob die ausgeführte Konstruktion mit Stahl, Federn und Öl arbeitet, oder mit Knochen, Muskeln und Blut: das Prinzip der Konstruktion bleibt das gleiche. Es ist das gleiche, weil die nämlichen Gesetze den Konstruktionen zugrunde liegen, und weil die spezielle Art in der gegenseitigen Abstimmung der Konstruktionskomponenten dieselbe ist. ... (p. 14) Nun wird sich der Biologe, der lernen will, wie das Fischmaul funktioniert, zunächst mit der theoretischen Kinematik befassen müssen, bevor er den Fisch überhaupt in die Hand nimmt. Wenn er es nicht tut, wird er den Maulmechanismus nicht "verstehen", das heißt das Prinzip nicht erkennen, das hinter dem Mechanismus steckt. Mag sein, daß es der Biologe verachtet, das Wissen anderer Disziplinen zu übernehmen. Dann, so behauptet der Verfasser (mit einem Augenzwinkern), müßte der Biologe nolens volens etwa aus der vergleichenden Betrachtung biologischer Bewegungsmechanismen das ganze Gebäude der technischen nichtrotatorischen Kinematik nachzuerfinden in der Lage sein." Und weiter über den Grundbegriff "kinematisches Paar" (p. 15): "Es findet sich also auch, was das Erkennen von Prinzipien anlangt, kein Wesensunterschied, ob nun technische oder biologische Konstruktionen untersucht werden."

Zurück zu den oben zitierten Worten Struggers: Die Tatsache, dass "die Zelle das vollendetste kybernetische System auf der Erde ist" etc. als Ausgangspunkt genommen, darf man folgendermaßen argumentieren: Schon für das 'primitive Beginnen des Menschen', im Prinzip zu einer Biotechnik zu gelangen, sind Phänomene wie Bewusstsein, Intelligenz, Geist, Fähigkeit zu zielstrebigem Handeln usw. unbedingt notwendig. Wenn dies nun schon für das "primitive Beginnen" eine conditio sine qua non ist, - wieviel mehr trifft das dann für den Ursprung "der vollendetsten kybernetischen Systeme auf unserer Erde", vom Einzeller bis zum Menschen ..., ja der gesamten Organismenwelt zu.

Das ist nicht nur ein Analogieschluss. Wenn Biokybernetik und technische Kybernetik informationstheoretisch auf denselben (Konstruktions-, Bauplan-, Funktions-) Prinzipien beruhen - und das kann wohl als erwiesen gelten - wenn weiterhin alle Automation der menschlichen Technik ein primitives Beginnen des Menschen ist, im Prinzip zu einer Biotechnik zu gelangen (wie aus der Bionik nüchtern zu schließen ist), dann ist auch der Schluss auf prinzipiell die gleichen Ursachen für die Herkunft dieser Systeme nicht nur berechtigt, sondern eine an der Erfahrung orientierte wissenschaftliche Notwendigkeit, ein Homologieschluss.

 

Grundsätzliche Einwände zur Artbildung durch Intelligent Design

Wir wollen uns im folgenden noch etwas näher mit den häufigsten Argumenten beschäftigen, die - obwohl längst überholt - immer wieder leidenschaftlich gegen die hier dargestellte Auffassung vorgebracht werden (aus Lönnig 1971, pp. 122-131):

a) Wenn wir mit einem Schöpfer des Universums rechnen müssten, der wiederholt in das Naturgeschehen eingegriffen hat, dann ist alles möglich.

Dieser Einwand soll besagen, dass wir in diesem Falle einen prinzipiell unberechenbaren 'Faktor' in die Naturwissenschaft einführen würden, der all unsere Berechnungen, Überlegungen und Bemühungen zunichte machen könnte. Das müssen wir, wenn wir unsere eigene Arbeit nicht in Frage stellen wollen, so weit wie nur irgend möglich vermeiden. Wir müssen mit den berechenbaren Faktoren arbeiten, die unberechenbaren sind unserer Arbeitsmethodik prinzipiell nicht zugänglich.

Sie haben also in unserem Arbeitsbereich keinen Platz.

Darauf ist zu antworten, dass das Unberechenbare, das Unwägbare und Unmessbare in unserer Welt genauso Realität ist wie das, was unserer Arbeitsmethodik zugänglich ist. Welchen Raum dieses rational schwer oder gar nicht Erfaßbare im menschlichen Bereich einnimmt, zeigt wohl am eindringlichsten der Gang der Weltgeschichte - hier allerdings meist in äußerst negativer Weise. "Die göttliche Gabe der Vernunft'', schreibt F. Thiess zum Thema Weltgeschichte, "dem Menschen allein verliehen, ist von ihm zum großen Teil dazu mißbraucht worden, Systeme zu erschaffen, die über Millionen unermeßliches Leid brachten, während die, welche aus der Gewalt Nutzen zogen, darüber fast niemals glücklich geworden sind, sondern mit steigender Angst ihre Stellung zu sichern suchten. Denn jede Machtanwendung erzeugt im Vergewaltiger Angst; und so ist die ganze Weltgeschichte geradezu mikrobenhaft durchsetzt von höllischen Ängsten. Angst vor Vergeltung, Angst vor Neid, Angst vor Rache, Angst vor Strafe, Angst vor dem Ungreifbaren, Angst vor dem Tode, Angst vor Priestern, Dämonen, Göttern und dem eigenen bodenlosen Ich."

Wenn man nur das als Realität in unserer Welt anerkennen wollte, was man wägen, messen und berechnen kann, dann müsste man wohl vor dem größten Teil der uns umgebenden und unser Leben bestimmenden Faktoren die Augen schließen. Nur ein Phantast wird behaupten, dass es für ihn auf der Welt nur das gibt, was er methodisch erfassen kann. Wenn Heberer nun für die Frage nach der Herkunft der Organismenwelt behauptet (1949, 1960, p. 37): "Es ist methodisch unmöglich, nicht-mechanistische Faktoren zur Erklärung der transspezifischen Evolution einzuführen." - dann heißt das, dass hier von vornherein ein Teil der Realitäten, die den Lauf unserer Welt bestimmen, ausgeklammert werden soll. Das ist jedoch "methodisch unmöglich", wenn man die Welt in ihrer vollen Realität, wenn auch nur in einem verhältnismäßig kleinen Forschungsbereich, erfassen möchte. Man darf doch nicht einfach von vornherein sagen, dass es in meinem Forschungsbereich nur geben kann und darf, was ich mit meiner Arbeitsmethodik auch erfassen kann. "Sicherlich soll das nicht bedeuten", kommentiert R. Nachtwey (1959, p. 81) zu Heberers oben zitierten Worten, "daß sich das Weltall unseren menschlichen Forschungsmethoden anzupassen hat! Man muß doch damit rechnen, daß der strahlende Kosmos, daß das ganze Weltall für unseren Menschengeist "methodisch unmöglich'' ist." Wenn wir während unserer Arbeit auf methodisch, d.h. mit unseren wissenschaftlichen Forschungsmethoden nicht zugängliche Phänomene stoßen, dann haben wir uns den Tatsachen in unserem Forschungsbereich genauso zu unterwerfen, wie der Historiker beim Erforschen der Weltgeschichte. Selbst wenn wir am Ende dabei sogar feststellen müssten, dass "alles möglich'' ist, müßten wir uns dieser Tatsache unterwerfen. Andernfalls würden wir uns selbst zum Maßstab aller Dinge machen, indem wir vielleicht sagen: "Was möglich und was unmöglich ist, das bestimmen wir!"

Es bleibt natürlich richtig, dass wir nur das erforschen können, was uns methodisch zugänglich ist. Wenn wir aber an die Grenzen des Erforschbaren stoßen, dann ist es Hochmut und zugleich Dummheit, das Unerforschliche zu leugnen. Wenn wir im Bereich unserer Forschungsarbeit auf Phänomene stoßen, die auf das Wirken "einer Intelligenz" hinweisen, dann müssen wir diese Realität genauso akzeptieren, wie die anderen unseren Forschungsmethoden zugänglichen Realitäten.

b) Wenn wir an einer Stelle angelangt sind, an der wir vielleicht nur vorläufig nicht weiterkommen und an dieser Stelle nun Gott einsetzen, versperren wir einer weiteren Forschung den Weg.

Nehmen wir einmal an, der Einwand sei prinzipiell richtig. In einer solchen Situation müsste dann der wissenschaftliche Fortschritt notgedrungen gegen den Glauben an Gott, jedenfalls an solchen Stellen für diejenigen, die hier an eine direkte Manifestation des Schöpfers glauben, kämpfen. Um dies nun für alle Zukunft zu vermeiden, sollte man nirgends in der Natur mit einem direkten Eingreifen des Schöpfers in die Natur rechnen und auch methodisch nicht erfassbare Phänomene - auch wenn sie ihrer Organisation nach auf einen intelligenten Ursprung hinweisen - keineswegs einem solchen Eingreifen zuschreiben, da vielleicht auch diese Phänomene nur "noch nicht" methodisch erfassbar sind.

Obschon scheinbar einleuchtend, ist das letztere, wie folgendes Beispiel zeigen wird, falsch. Nehmen wir einmal an, ein mit Weißen noch nicht in Berührung gekommener Eingeborenenstamm, der bislang in allen möglichen Bereichen seines Lebens 'übernatürliche Kräfte' als Erklärung von Ereignissen angenommen hat, stellt bei näherer Untersuchung immer wieder fest, dass solche Ereignisse eine 'ganz natürliche' Erklärung finden können. Nehmen wir weiter an, dieser Eingeborenenstamm verabsolutiere schließlich diese Entdeckungen und behaupte, daß prinzipiell "alles" eine natürliche Erklärung finden müsse, d.h. eine Erklärung gemäß den inzwischen erforschten Naturgesetzmäßigkeiten. Der Argumentation halber lassen wir nun in dieser Zeit ein paar Vertreter unserer Supertechnik in jener Gegend, sagen wir mit zwei oder drei Hubschraubern, zwischenlanden, jedoch nicht in unmittelbarer Nähe von Eingeborenen und ohne von diesen bemerkt zu werden. Grund der Zwischenlandung sei ein technischer Defekt an einem der Hubschrauber, dessen Besatzung vorsichtshalber von der oder den anderen Maschinen aufgenommen wird; die defekte Maschine wird zurückgelassen.

Die Sache wird jetzt interessant: Unser Eingeborenenstamm entdeckt nämlich nach kurzer Zeit dieses seltsame Gefährt und steht nun vor dem Rätsel seiner Herkunft. An diesem Punkt wird nun die Verabsolutierung, dass nämlich "alles" nach den bekannten Naturgesetzen erklärt werden kann und muss, zu einem wahrscheinlich nicht ganz der Komik entbehrenden Irrweg. Unser ganzer Stamm fängt jetzt nämlich an, daran herumzurätseln, welche Naturgesetzmäßigkeiten diesen eigenartigen Apparat wohl hervorgebracht haben mögen. An dieser Stelle angelangt, können wir uns vielleicht ausmalen, auf welch findige Ideen diese Eingeborenen wohl kommen werden. Einige Spezialisten unter ihnen haben zum Beispiel entdeckt, dass einige Metalle, die in dem Hubschrauber festgestellt worden sind, auch in verschiedenen Berggegenden der von ihnen erforschten umliegenden Gebirge zu finden sind, und zwar im ausgeschmolzenen Zustand besonders in der Nähe von Vulkanen. So ungefähr wird dann die Generatio vulcanea ("Vulkanapparatmachhypothese") entwickelt. Zwar weiß man auch nach hundert Jahren intensiver Forschung noch immer nicht, wie die Entstehung durch Naturkräfte, wie z.B. einem Vulkanausbruch, in allen Einzelheiten zu erklären ist, aber man argumentiert unbeirrt aufgrund der oben erwähnten Erfahrungen, dass man keine anderen Faktoren, als die bekannten Naturkräfte zur Erklärung heranziehen darf; denn 'es ist methodisch unmöglich, nichtmechanistische Faktoren zur Erklärung des Ursprungs von Apparaten einzuführen.'

Wir brauchen das Beispiel nicht weiter auszuführen. Es zeigt, wie ich hoffe, deutlich, dass die Verabsolutierung einer Arbeitsmethode zu grotesken Irrtümern führen kann. Der Rechtfertigungsversuch, dass wir anfangs mit "nichtmechanistischen" Faktoren eine ganze Anzahl ganz natürlicher Phänomene mißinterpretiert haben, wird daran nichts ändern. Wenn man auf Erscheinungen stößt, die erfahrungsgemäß Bewusstsein, Intelligenz und Geist, die Planmäßigkeit (wie die zielgerichtete Anordnung der Materie zu hochintegrierten Systemen) voraussetzen - wenn diese Erscheinungen weiterhin nicht nur durch die bekannten Naturgesetzmäßigkeiten hinsichtlich ihrer Entstehung nicht erklärt werden können, sondern bekannte Gesetze (wie das Entropieprinzip) noch dagegen sprechen, abgesehen von tausend anderen Schwierigkeiten, die sich bei des Versuch einer "natürlichen" Erklärung erheben, dann gibt es keinen Grund mehr, solche "nichtmechanistischen Faktoren" als Ursachenquelle auszuklammern!

Was die Mahnung an die Gefahr, mechanistisch interpretierbare Zusammenhänge und (überhaupt) Phänomene nicht mechanistisch zu interpretieren, anlangt, können wir den Spieß ebensogut umdrehen: Die Gefahr, nicht mechanistisch deutbare Fragen rein mechanistisch zu interpretieren, ist genausogroß. In beiden Richtungen müssen wir auf der Hut sein. In beiden Richtungen können wir uns den Weg zur Erkenntnis versperren.

Ein paar typische Einwände zu diesem Punkt, die mir ein Paläontologe zu meiner Archaeopteryx-Schrift (vgl. Nachtrag p. 537) sandte, möchte ich hier noch anschließen. Prof. H. schreibt:

"Sie...machen einen methodischen Sprung, der aus der Erforschung der Natur als Gesamtkontinuum (das einzelne Diskontinuitäten durchaus einschließen kann) hinausführt. Während die Naturwissenschaft bei dem plötzlichen Erscheinen von Archaeopteryx nach naturwissenschaftlich erkennbaren Ursachen fragt (Überlagerung des vermuteten stammesgeschichtlichen Zusammenhangs durch Faktoren der Überlieferung oder Erklärung der Sprunghaftigkeit durch die Suche nach bisher verkannten Faktoren in der Art Schindewolfs) schließen Sie auf eine aus Gottes Hand hervorgegangene Neuschöpfung und führen dafür außerdem an, daß doch auch die sinnvolle Konstruktion des neuen Organismus auf einen konstruierenden Geist schließen lasse. Das sind gewiß ernsthafte Gedanken, so haben in der Tat viele Forscher vergangener Jahrhunderte gedacht.''

So denken in der Tat Hunderte von ernsthaften Forschern der Gegenwart und ihre Zahl nimmt laufend zu. Diese Forscher verfahren - was das Thema "methodischer Sprung" betrifft - allerdings nicht in der hier zitierten Weise. Statt dessen fragen wir bei Konfrontation mit diskontinuierlichen Phänomenen, wie das plötzliche Erscheinen von Archaeopteryx, zunächst gründlich nach naturwissenschaftlich erkennbaren Ursachen, suchen alle bekannten Naturgesetzmäßigkeiten, mögliche Umstände, auch "verkannte Faktoren" etc. mit einzubeziehen.

Wir halten es jedoch für fragwürdig, Ursachen noch unbekannter Art, hier speziell geistige Ursachen, von vorn herein und absolut abzulehnen. Hier wird das Vorverständnis von der Natur als ein Kontinuum zu einem schweren und dogmatischen Hindernis im Forschen und Erkennen: Es will die Realität unserer Welt auf sein Vorverständnis beschränken. Darüber hinaus kann und darf es nichts Erkennbares geben.

Eine solche "beschränkte" naturphilosophisch-weltanschaulich bedingte Geisteshaltung, die überdies im klaren Widerspruch zu unzähligen wissenschaftlichen Tatsachen und daraus folgenden Induktionen steht, ist mit allem Nachdruck als unwissenschaftlich abzulehnen, wenn es uns wirklich um das volle Wissen über Ursachen und Zusammenhänge der Dinge geht.

Konkret zum "methodischen Sprung" und Archaeopteryx: Weder die Fossilüberlieferung noch irgendeine bekannte Naturgesetzmäßigkeit oder deren viele vermögen uns etwas Gesichertes über den Ursprung der Vögel sagen. Seit mehr als hundert Jahren beruft man sich nun schon auf "bisher" unbekannte Fossilien und auf "bisher" genauso unbekannte Gesetzmäßigkeiten. Gut, - die abgestufte Mannigfaltigkeit ist bereichert, neue Gesetzmäßigkeiten sind im Reiche der Organismen in großer Zahl entdeckt worden. Aber diese Entdeckungen (Mendelsche Gesetze, genetischer Code, Feinstruktur der Zelle, die Gültigkeit des Entropiegesetzes auch für die Organismen etc.) haben uns in bezug auf die Entstehung von Archaeopteryx als Beispiel für den Ursprung wirklich neuer Formen - trotz aller starken Behauptungen der Darwinisten (vgl. pp. 399, 464) - keinen Schritt weiter gebracht. Im Gegenteil, die Zahl der Probleme und Schwierigkeiten hat sich für die Idee der kontinuierlichen Entwicklung laufend vergrößert. Der mangelnde Fortschritt in den Kernfragen zum Ursprung der Organismenwelt steht in gar keinem Verhältnis zu den großen Fortschritten auf den übrigen Gebieten der Biologie. Nach mehr als hundertjähriger Forschung muss doch wohl die Frage erlaubt sein, ob hier nicht ganz andersartige Gesetzmäßigkeiten vorliegen als die bislang erwünschten! Das dogmatische in seinem tiefsten Wesen erkenntnis-feindliche Ausklammern der Frage nach geistigen Ursachen ist noch einmal mit allem Nachdruck zurückzuweisen, weil es einfach für das volle Verständnis des Problems ein Unding ist, von vornherein einen in der Realität der menschlichen Erfahrung nachgewiesenen Faktorenkreis (Bewusstsein, Intelligenz und Geist) ausklammern zu wollen.

Wenn wir auf der anderen Seite eine Schlussfolgerung auf geistige Ursachen bei der Behandlung eines biologischen Problems wagen (die Psychosomatik liefert dazu ja ein ganzes Arsenal von gut belegten Beispielen im menschlichen Bereich), dann muss es - an der Erfahrung orientiert und induktiv gezeigt - dafür auch klare und sachliche Anhaltspunkte geben.

Ist das aber in negativer Weise als "methodischer Sprung" zu bezeichnen, wenn klare durch die Erfahrung gegebene Anhaltspunkte hier die Schlussfolgerung auf geistige Ursachen fordern? Die Frage ist z.B. für das Arbeitsgebiet der Psychosomatik irrelevant. Für unser Beispiel der Hubschrauberentstehung wäre sie es genauso, wenn nicht in dieser Situation sogar absurd.

"Inzwischen aber musste der an den Erkenntnislücken höchst willkürlich eingesetzte Gott aus unzähligen solchen Positionen zurückgezogen werden, was zunächst nur heißt, daß wir ihn auf diese Weise offenbar nicht zu finden vermögen."

Wieso "Erkenntnislücken''? Sie schreiben sehr richtig, dass ich auf eine aus "Gottes Hand hervorgegangene Neuschöpfung schließe" und dafür anführe, "dass...die sinnvolle Konstruktion des neuen Organismus auf einen konstruierenden Geist schließen lasse". Das ist doch keine Erkenntnislücke! Das ist eine durch Tausende Erfahrungen (Kybernetik) bestabgesicherte Erkenntnisfülle - eine Erkenntnisquelle, aus der wir schöpfen dürfen. Gott, der "aus unzähligen solchen Positionen zurückgezogen werden" musste, ist, um mit R.E.D. Clark zu sprechen, "a modern myth". Ich zitiere die scharfsinnigen Gedankengänge dieses Autors, die von diesem Mythos nicht mehr viel übrig lassen dürften, etwas ausführlicher.

Clark schreibt (1961, pp. 9-11), auszugsweise:

"Here in this common argument we discern a disingenious denial of the scientific method. For the scientist does not think in terms of gaps at all - if he did he would soon lose interest in his science. So-called gaps may, of course, turn out to be gaps and no more than gaps, but if so they lose their interest and are forgotten. The scientist lives in the hope that, or investigation, they will turn out to be gaps pregnant with meaning: he is on the look-out, not for something negative, but for something positive; something that will show that a new principle is at work in nature; something that will create interest among his fellow scientists.

Comparison with the early days of radioactivity is here peculiarly apt. When Pierre and Madame Curie and, later, Rutherford were seeking to focus scientific attention upon the curious properties of radium, many scientists, among them Armstrong the chemist, argued that radium was a little peculiar, perhaps, but nothing to become excited about. The recognized principles of science, it was argued, would soon explain the few phenomena in connexion with radium that could not yet be explained - if, indeed, there were any of importance. Radium was luminous, it was true, but not as brightly so as some materials: it discharged an electroscope, but so did quinine sulphate. It was foolish to postulate an entirely new principle in science on the basis of a mere gap in our knowledge which could, no doubt, be filled in due course!

Now this is exactly the attitude of many modern writers on science and religion.

The analogy of radioactivity shows how poor his argument is. Early workers did not accept the mutability of atoms because there was a gap in man's knowledge concerning certain rare minerals. The evidence was positive, not negative. There was a definite concrete evidence - it was found, of course, in one of the "gaps'' in contemporary science (where else could it be found?) - that supposedly changeless elements did in fact change.

Reconstruct, in imagination, the suggestive ideas prevalent around the turn of the century. Vast supplies of energy from sun and stars - a hint from Lord Kelvin that just possibly an unknown source of energy exists - known changes liberate little energy - mysterious rays from a few rare minerals - these minerals must have emitted their rays for millions of years - little known about them - perhaps connected with energy supplies of universe - widespread philosophical belief that matter contains a gigantic hidden store of energy, etc. The cues that led to the new knowledge were found in gaps. The new energy source was an "energy of the gaps" but none the worse for that.

No reasonable person is interested in gaps for their own sake. Christians of a former generation are sometimes ridiculed today for their outmoded belief in the "God of the gaps", but did they, in fact, even in their wilder moments, ever really argue that whatever could not be explained by science was due to God? One may doubt it. Mankind has known for thousands of years that lime gets hot with water (St.Augustine mentions the fact) and that metals change their colours in sulphide solutions, but not till recent times did anyone know why. It was never argued that these gaps in knowledge were a proof that God was performing miracles! Christians in the nineteenth century had not the slightest idea why a strange red spot appeared on Jupiter in 1878 or why there was sometimes a green flash when the sun was setting over the ocean, but they did not account for these rare events in terms of Divine intervention. Mere lack of understanding is not and never has been a reason for seeking a theological explanation. The "God of the gaps" is a modern myth.

Ich habe die Lückengeschichte oben zwar noch vorsichtig, aber dennoch als einen generell ernst zu nehmenden Einwand behandelt und unter dieser Voraussetzung die Grenzen dieses Einwandes gezeigt. Nach Vergegenwärtigung von Clarks Widerlegung gilt dieser Einwand vor allem für animistische Vorstellungen (vgl. Beispiel: Eingeborenenstamm). Zählen Sie doch bitte einmal aus der Geschichte nach Christi Geburt ganz einfach 10 Beispiele auf - bei "unzähligen" solcher Positionen dürfte das nicht zuviel verlangt sein. Sie könnten Ihre Mühe damit haben. Mir würde es übrigens nicht schwerfallen, 10 Beispiele aufzuführen, in denen die "Materie als Lückenbüßer" - z.B. auf dem Gebiet der Psychosomatik - zurückgezogen werden musste! (Vgl. dazu auch das Zitat von Lima de Faria p. l61). - Prof. H. führte übrigens im weiteren Briefwechsel kein Beispiel auf.

"Denn die Weisheit in der Konstruktion der anorganischen und organischen Welt bleibt ja bestehen und kann auch von denen gesehen werden, die darauf verzichten, die Quelle dieser Weisheit mit naturwissenschaftlichen Methoden zu ergründen."

"Ergründen" ist zuviel gesagt; voll ergründen können wir die Quelle dieser Weisheit mit naturwissenschaftlichen Methoden jedenfalls nicht. Hier bedarf es der Offenbarung Gottes. Doch kommt die Medizin an der Psyche als realem Faktor bei der Behandlung ihrer Probleme nicht vorbei, genausowenig wie wir bei konsequenter (und nicht von vornherein dogmatisch begrenzter) Anwendung unserer Methodik bei der Frage nach dem Ursprung der Organismenwelt am Nachweis dieser Quelle der Weisheit, am Schöpfer, nicht vorbei können. Die Konstruktion setzt den Konstrukteur voraus; und die Konstruktionen in der Natur sind genial.

Was ist denn überhaupt diese naturwissenschaftliche Methodik? "Beschreibung, Benennung, Definition abgezogener Begriffe, Systematisierung - Deduktion, Induktion, Analyse - Synthese - Generalisation: Hypothesen (Theorien und Ergebnisse)", "checking, collecting, rechecking'' (Günther).

Welche Aspekte dieser Methodik könnte den Schluss von der Konstruktion auf den Konstrukteur verbieten? Nicht ein einziger! Welche fordert hingegen diese Schlussfolgerung? Beim Vergleich mit auf denselben Gesetzmäßigkeiten aufgebauten Systemen der Technik (Bionik, Kybernetik) die Systematisierung, Induktion und daraus folgende Deduktion (erst muss das Gesetz gefunden werden, dann kann man danach deduzieren), Analyse und Synthese samt Generalisationen! Und das ist kein Sprung von der Realitat in die Irrealität, sondern eine an den Tatsachen orientierte Erweiterung des Verständnisses geistiger Ursachen.

Die hier zitierte naturwissenschaftliche Methodik ist die des natürlichen Erkenntnisgewinnes schlechthin.

Wenn Naturwissenschaftler nach dem Ursprung der Organismenwelt fragen und dabei wesentliche Realitäten des Lebens dogmatisch ausklammern wollen, dann verhalten sie sich so wie ein Erforscher der Radiotechnik, der bei der Frage nach der Entstehung dieser Geräte prinzipiell den Radiotechniker und -ingenieur ausklammern wollte (etwa mit der Begründung, dass er den Radioingenieur mit den Methoden der Radiotechnik gar nicht erfassen könne).

Der Radioingenieur ist natürlich nicht der eigentliche und bevorzugte Gegenstand der Radiotechnik (und der Mensch an sich noch viel weniger), noch ist er mit deren Methoden zu ergründen. Aber er ist immer dabei, "steckt immer drin". Durch die zweckmäßige Ordnung (Integration von Systemen zu bestimmten Funktionen) der zu untersuchenden Materie ist er "nachgewiesen" und seine Gedankengänge sind zum Verständnis der Systeme, wenn möglich, zu erforschen. Ihn bei diesem Problemkreis ausklammern zu wollen, würde zu einem schweren Hindernis in der Forschung werden. Das gilt auch, wenn wir den Radioingenieur nie gesehen hätten, noch jemals kennenlernen könnten, wenn also die Geräte schlechthin "gegeben" wären.

Wenn das technische Produkt, um einen anderen Einwand zu zitieren, etwas grundsätzlich anderes, "Unnatürliches" wäre, dann wären es auch die kybernetischen Systeme in den Organismen. Denn ein Gegenstück (etwa zu den Kopplungsmechanismen in der Tierwelt und Raumfahrt, den Radarsystemen im Organismenbereich und der Flugtechnik und vielen anderen Mechanismen (vgl. Nachtigall 1974, pp. 139 ff ) wird man in der von Menschenhand nicht bearbeiteten anorganischen Natur nicht finden. In der Organismenwelt zeigt sich etwas grundsätzlich anderes, völlig Neues. Dieses Neue kommt, an der Entstehung vergleichbarer Systeme (Technik) orientiert, ausschließlich durch die Tätigkeit gezielt arbeitender Intelligenz, unter Einsatz von Wille, Vorstellung und Geist zustande. Eine andere Erfahrung besitzen wir nicht (etwa dass Zufallsmutationen solche komplizierten Systeme zustande bringen).

c) Phänomene wie Bewusstsein, Intelligenz, Geist, Fähigkeit zu zielstrebigen Handlungen kennen wir - abgesehen von einer Anzahl nicht weiter deutbarer parapsychologischer Phänomene - nur aus der Welt des Menschen, gebunden an die Materie, d.h. an die Funktion des Zentralnervensystems. Wie sollte man sich solche Phänomene außerhalb der uns bekannten Zusammenhänge vorstellen oder sollen wir gar auf solch unsinnige Hypothesen, wie sie uns von einem Däniken präsentiert worden sind, zurückgreifen?

Mit Däniken können wir hier genausowenig anfangen wie mit Arrhenius. Das Problem wird nur in den Weltraum verschoben.

Auf die Frage, wie man sich die oben erwähnten Phänomene außerhalb der Materie vorstellen soll, ist zu sagen, dass wir ja nicht einmal in der Lage sind, uns diese Phänomene innerhalb oder im Wechselspiel mit der Materie vorzustellen oder zu erklären. Im Kapitel XV seines Buches THE UNIVERSE: PLAN OR ACCIDENT schreibt R.E.D. Clark zur Frage der Definition von "COSMIC MIND" - so die Überschrift des Kapitels (1961, p.192):

"Now it is here that we find our way barred. A definition of Cosmic Mind is impossible. And no wonder. For we cannot define what we mean by our own minds - let alone the minds of others. It would be foolish indeed to seek to define, precisely, what we mean by the distance between two stars while remaining blissfully ignorant of the meaning of the same word as applied, say, to the distance between our hands and our feet. In the same way we cannot expect to define the mind of God when we can neither understand nor define human mind. But that provides no more reason why we should disbelieve in the existence of the former than in that of the latter."

Auf den immer wieder erhobenen Einwand, dass wir mit einer "metaphysischen" Erklärung das Problem auch nur verschieben würden, hat Clark folgendes geantwortet (ich zitiere auch hier etwas ausführlicher, weil seine Antwort nur im vollen Zusammenhang voll verständlich sein wird) (p. 175):

"A fourth argument is of another kind. It is agreed that design probably implies a designer, but we are told that it is useless to argue in this way, for it gets us nowhere. It is often said, for instance, that to suppose that God made the universe is simpty to push the difficulty back a stage without doing anything to solve it. For if we say that the universe was made by God why should we stop there? Why should we not proceed to ask who made God and then who made the being who made God and so ad infinitum? In short, since any attempt to answer fundamental questions about the universe must involve us in an infinite regress, is it not better to take nature as we find it without asking questions? To that we may rightly retort that, if this advice were to be carried out consistently, we should know nothing about the world in which we live. All scientific explanations are liable to start an endless train of questionings. If we say that salt is made of sodium and chlorine ions, we may ask what they are made of.Of protons and electrons. And they? We do not know, but even if we did the sceptic might ask what that in turn was made of and so ad infinitum."

In the same way, we may ask what holds the world in space. We may decide it is the sun's gravitation. And what holds the sun? Again, the question is unending. Sofar as ultimate answers are concerned, science had not yet put us in a better position than the Hindu who said that the earth rested on the back of a tortoise and the tortoise on the back of an elephant, but was nonplussed when he was asked what the elephant was standing on.

Such objections can be raised against all scientific theories. Yet we do not hear it argued that matter does not consist of atoms or that the earth is not held in her orbit by gravitation, simply because these assertions might tempt an ankward child to ask an endless string of questions. In fact, this particular objection is rarely or never heard except in the form "Who made god?" The fact that sceptics use it so often here but never think of using it in connexion with all the other beliefs they hold, surely suggests that they are not looking for truth at all but are simply looking round desperately for some plausible way of escape from the inevitable conclusion to which their reason leads them. Again the question "Who made god?" implies that mind needs making. If we ask who made an aeroplane, a car or a railway we are satisfied when we learn that a person or group of persons was responsible - we do not think of asking who in turn made them. For mind is itself creative and we have no reason to suppose that it needs making in the same way that other things do."

Wir wollen uns des weiteren mit einem Einwand von A. S. Romer beschäftigen, den wir in seinem Buch "THE PROCESSION OF LIVE (1968) auf den Seiten 2 und 3 finden. Wir lesen dort über "supernatural agencies":

"By the nature of the underlying assumptions one cannot, of course, prove or disprove theories of supernatural agencies by scientific research or experiment; but before resorting to such unprovable hypothesis, a scientist should attempt to explain the pertinent phenomena of nature in terms of natural laws. To concider a simpler example of the same sort. If a person were to tell me that my automobile is activated by a small, invisible daemon who resides beneath the hood or bonnet, I could not, from the nature of the case, prove him wrong. But although the internal workings of modern automobile are so complex that I do not fully understand them, I do have some comprehension of the nature of an electric spark an the explosiveness of such hydrocarbons as petrol-gasoline. Despite my own ignorance, I am sure that a natural explanation can be found for the way in which an internal combustion engine operates, and the daemon in unnecessary and might well be left out.

In the same category as hypotheses of supernatural intervention are those which suggest the presence of some urge or desire within the animal itself which pushes it forward along an evolutionary path. The French philosopher Bergson believed in the existence of a mysterious, driving force which he termed an 'elan vital'. But this gets us nowhere; he fails to define the nature of this force in understandable physical, chemical, or biological terms. As Sir Julian Huxley has remarked, the naming of an 'elan vital' explains no better the workings of an organism than would attempt to interpret the operation of a railway engine as due to an 'élan locomotif'."

Das hier gegebene Beispiel beruht auf einer eindeutigen und simplen Verwechslung zweier Fragen, so dass der Fehler, der in dieser Argumentation steckt, jedem Kind verständlich sein dürfte. In der Biologie, genau wie in der Technik, können wir einmal nach dem Ursprung der Systeme und zum anderen nach der Funktion der Systeme fragen. Ein rein "mechanistisch" deutbares System kann sehr wohl einen geistigen Ursprung haben. Im Falle der Technik ist es der Mensch, der plant, Ziele setzt, der die Materie zu technischen Systemen anordnet. Ohne den Geist des Menschen gibt es keine Technik. Die Materie ist nicht in der Lage, sich von selbst zu Fernsehapperaten, 'Elektronengehirnen' oder, was Romer in seinem Beispiel erwähnt, Autos und Lokomotiven zu organisieren. Der 'Ursprung' all dieser Systeme setzt zielstrebiges Handeln, Intelligenz, Geist voraus. Die Funktien dieser Systeme erfolgt nach den uns bekannten Gesetzmäßigkeiten, ohne dass eine Intelligenz nun ununterbrochen in das Geschehen eingreifen und es in allen Einzelheiten weiter steuern müsste. Gesteuert werden müssen nur die Systeme als ganze. Aber auch diese Steuerung kann im Gesamtplan eines noch umfassenderen Systems miteinbezogen sein, ohne dass der Mensch laufend eingreifen müsste, wie uns das die Forschung zum Begriff Kybernetik zeigt.

In der Frage, die Romer behandelt, geht es um den Ursprung der biologischen Systeme. Um "supernatural agencies" aus der Diskussion von vornherein so weit wie möglich auszuklammern und um zu zeigen, wie unnötig solche Erklärungen sind, bringt er mit Huxley nun zwei Beispiele aus der Funktion der Technik - dass diese Technik ihren Ursprung durch die Intelligenz des Menschen hat, wird dabei einfach übergangen.

Ursprung und Funktion werden hier also von Romer und Huxley verwechselt; ein witziger 'élan locomotif' ändert daran nichts. Bei klarer Unterscheidung der Begriffe sind Beispiele aus der Technik wohl die besten Beweise dafür, dass die uns bekannten materiellen Gesetzmäßigkeiten zur Erklärung des Ursprungs der Organismenwelt nicht ausreichen.

Dass mit der Erkenntnis des Geistigen als Ursache für den Ursprung der Organismenwelt die wissenschaftliche Arbeit aufhören soll - ein weiterer häufig hervorgebrachter Einwand - wird durch die Tatsache widerlegt, dass die Begründer der neuzeitlichen Biologie wie Linné, Cuvier, von Baer, Pasteur, Johannes Müller, Agassiz und viele andere (in neuerer Zeit wären z.B. Kuhn, Portmann, Troll, Thomson, W.R. Spemann, Uexküll u.a. zu erwähnen) gerade mit dieser Voraussetzung - und wie wohl niemand ernstlich bestreiten wird - wissenschaftlich erfolgreich gearbeitet haben.

Gott hat dem Menschen den Erkenntnisdrang gegeben. Erkenntnis und Verständnis der Schöpfung Gottes ist sein Auftrag.

Prof. L. fand meine "Einwände gegen den Evolutionismus höchst nachdenkenswert", meinte jedoch anschließend:

"Weniger befriedigen mich ihre Gegenhypothesen. Da setzen Sie nur ein noch größeres Rätsel an die Stelle der bisherigen".

Antwort: Warum sollten meine "Gegenhypothesen" noch rätselhafter sein als die bisherigen? Meine Ausführungen sind doch nur an der Erfahrung orientiert! Organismen - vom Einzeller bis zum Elefanten - entstehen nicht "von selbst", d.h. wir sind nicht in der Lage, allein mit den Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten der Materie wissenschaftlich-empirisch erwiesenen (nicht hypothetisch-evolutionistischen) Aufschluss über den Ursprung und die Entstehung der Ordnung im Bereich des Lebendigen zu geben. Die verschiedenen biologischen Typen lassen sich nicht ineinander umwandeln, weder in Richtung steigender, noch in Richtung geringerer Komplexität (deren Grad nicht durch die Anzahl der Bauelemente, "sondern durch die Anzahl ihrer Verbindungen untereinander oder - wie es W. Wieser ausdrückt - durch den Reichtum ihrer Beziehungen" gemessen wird (Strombach 1968, p.133).)

Paläontologisch betrachtet stößt man bei der Frage nach der Herkunft der Familien und Ordnungen etc. des Pflanzen- und Tierreichs "stets auf den leeren Raum des Ursprungs".

Auf gleichen Ordnungs- und Funktionsprinzipien beruhende Systeme technischer Art (Kybernetik) setzen Planung und bewusst wie gezielt gesteuerte Anordnung der Materie voraus, um die Entstehung solcher Systeme zu ermöglichen. (Vgl. den Einwand p. 538)

An diesen unwiderlegbaren Tatsachen oriertiert, unter größtmöglichem Einsatz von Ratio, Empirie und Kritikfähigkeit als ein Hauptgrundsatz der hier betriebenen Arbeitsweise, ist auf Planung durch Bewusstsein, Intelligenz und Geist und damit auf die gesteuerte Anordnung der Materie zu lebenden Organismen zu schließen. Bewusstsein, Intelligenz und Geist: diese sind zweifellos den uns aus dem menschlichen Bereich bekannten Eigenschaften, Fähigkeiten, vielleicht genialen Augenblicken etc. vergleichbar, wenn auch - gemessen an dem für die Vorstellungskraft des einzelnen Forschers nicht mehr voll erfassbaren (Einfalls-) Reichtum und Komplexität biologischer Phänomene - die uns bekannten menschlichen Fähigkeiten und Gegebenheiten an Genialität und Größe unabsehbar überragend.

An dieser Schlussfolgerung, die sich an der Erfahrung orientiert, ist nichts rätselhaft. Rätselhaft wird es allerdings, wenn wir nur mit unseren begrenzten Mitteln der Logik und Erfahrung den genialen Schöpfer in seiner vollen Persönlichkeit und Existenz erfassen wollen. Aber wir haben auch auf unzählige andere Realitäten nach logischen und empirischen Daten ohne Zögern geschlossen - angefangen von der Gravitation als Band der Planetensysteme über die Quantelung der Energie, der Dualität des Lichts (Korpuskel und Welle) etc., die uns in ihrem letzten Wesen genausowenig rational voll erschließbar sind wie Qualität, Schönheit und Liebe.

Mit einem Wort von L. Agassiz zum Thema "Unity of plan in otherwise diversified types'' (1859/1962, pp. 20/21) möchte ich diese Ausführungen vorerst beschließen.

Nothing is more striking throughout the animal and vegetable kingdoms than the unity of plan in structure of the most diversified types. From pole to pole, in every longitude, mammalia, birds, reptiles, and fishes exhibit one and the same plan of structure, involving abstract conceptions of the highest order, far transcending the broadest generalizations of man, for it is only after the most laborious investigations man has arrived at an imperfect understanding of this plan. Other plans, equally wonderful, may be traced in Articula, in Molluscs, in Radiata, and in the various types of plants. And yet the logical connection, these beautiful harmonies, this infinite diversity in unity are represented by some as the result of forces exhibiting no trace of intelligence, no power of thinking, no faculty of combination, no knowledge of time and space. If there is anything which places man above all other beings in nature, it is precisely the circumstance that he possesses those noble attributes without which, in their most exaltetd excellence and perfection, not one of these general traits of relationship so characteristic of the great types of the animal and vegetable kingdoms can be understood or even perceived. How, then, could these relations have been devised without similar powers? If all these relations are almost beyond the reach of the mental powers of man, and if man himself is part and parcel of the whole system, how could this system have been called into existance if there does not exist One Supreme Intelligence as the Author of all things?

 

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Nachtrag (2002) zum Thema "God of the Gaps?" S. C. Meyer bemerkt zu dieser Frage 2001, pp. 116/117 (kursiv von Meyer):

"Of course, many scientists have argued that to infer design gives up on science. They say that inferring design constitutes an argument from scientific ignorance - a "God of the gaps" fallacy. Since science doesn't yet know how biological information could have arisen, design theorists invoke a mysterious notion - intelligent design - to fill a gap in scientific knowledge.

Yet design theorists do not infer design just because natural processes cannot explain the origin of biological systems, but because these systems manifest the distinctive hallmarks of intelligently designed systems - that is, they possess features that in any other realm of experience would trigger the recognition of an intelligent cause. For example, Michael Behe has inferred design not only because the gradualistic mechanism of natural selection cannot produce irreducibly complex systems, but also because in our experience irreducible complexity is a feature of systems known to have been intelligently designed. That is, whenever we see systems that have the feature of irreducible complexity and we know the causal story about how such systems originated, invariably intelligent design played a role in the origin of such systems. Thus, Behe infers intelligent design as the best explanation for the origin of irreducible complexity in cellular molecular motors, for example, based upon what we know, not what we do not know, about the causal powers of nature and intelligent agents, respectively.

Similarly, the specified complexity or information content of DNA and proteins implicates a prior intelligent cause, because specified complexity and high information content constitute a distinctive hallmark (or signature) of intelligence. Indeed, in all cases where we know the causal origin of high information content or specified complexity, experience has shown that intelligent design played a causal role. Thus, when we encounter such information in the biomacromolecules necessary to life, we may infer - based upon our knowledge of established cause-and-effect relationships - that an intelligent cause operated in the past to produce the information necessary for the origin of life.

Design theorists infer a prior intelligent cause based upon present knowledge of cause-and-effect relationships. Inferences to design thus employ the standard uniformitarian method of reasoning used in all historical sciences, many of which routinely detect intelligent causes. We would not say, for example, that an archeologist had committed a "scribe of the gaps" fallacy simply because he inferred that an intelligent agent had produced an ancient hieroglyphic inscription. Instead, we recognize that the archeologist has made an inference based upon the presence of a feature (namely, high information content) that invariably implicates an intelligent cause, not (solely) upon the absence of evidence for a suitably efficacious natural cause.

Intelligent agents have unique causal powers that nature does not. When we observe effects that we know only agents can produce, we rightly infer the presence of a prior intelligence even if we did not observe the action of the particular agent responsible. Since DNA displays an effect (namely, information content) that in our experience only agents can produce, intelligent design (and not apparent design) stands as the best explanation for the information content in DNA." - Aus: Stephen C. Meyer (2001): Word Games, DNA, Design, and Intelligence. pp. 102-117 in: Signs of Intelligence (W.A.Dembski and J.M.Kushiner: Eds.) Brazon Press, 2001. [Abgesehen von einigen wissenschaftlich wertvollen Kapiteln werden in diesem Buch jedoch weit mehr konservativ-religiöse Ideen vertreten als ich erwartet hatte.]

W.J. ReMine schreibt zur ebenfalls häufig gestellten Frage nach dem Ursprung des Designers in seinem Buch The Biotic Message 1993, p. 56) unter anderem:

[Evolutionists say that creation scientists] "have only taken one problem (the origin of life) and turned it into a more difficult one (the origin of a supernatural agent).

The origin of a supernatural agent is a classic problem. The classic answer is:

Perhaps there is no origin to be explained - perhaps the entity in question is, in some sense, timeless (or without origin)."

(Abweichend vom bisherigen Procedere sei es an dieser Stelle einmal erlaubt festzustellen, dass die Bibel die ewige Existenz des Designers seit mindestens dreieinhalb Jahrtausenden definitiv feststellt: vgl. Psalm 90:2, Jesaja 40:28, Offenbarung 10:6.) - ReMine fährt fort:

"This is a logically sound answer to a problem that evolutionists have fueled as a live issue. Moreover, evolutionists have no basis for complaint about it - they previously used it for their explanations of life and the universe (bold von mir; dazu Fußnote von ReMine mit Autoren [De Maillet 1748, La Mettrie, B.F. Underwood 1876]). They would still use this explanation today, if only the data would cooperate."

Spätestens seit Aristoteles hatte der Gedanke der ewigen Existenz des materiellen Universums mehr als zwei Jahrtausende lang weite Bereiche der abendländischen Philosophie und Naturwissenschaft beherrscht (und war nicht zuletzt die Grundlage aller materialistischen Philosophien), - bis er etwa um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durch die neuen Erkenntnisse der Astronomie und Physik endgültig widerlegt wurde. - Warum also sollte der ewige Gott weniger akzeptabel sein als das ewige Universum?

D.L.Overman weist in diesem Zusammenhang in seiner Arbeit A Case Against Accident and Self-Organization (1997, p. 18) noch auf folgenden Punkt hin:

"One may argue that if everything has a cause, then a designer must have a cause. Given the assumption in the dependent clause, the conclusion follows logically. If the assumption, however, was modified to: if everything that has a beginning has a cause, the conclusion would not follow if the designer was defined as something that does not have a beginning. If this modification was made and applied to the universe, the argument could be stated:

Everything that has a beginning has a cause.
The universe had a beginning.
The universe must have a cause."

Und wir können hinzufügen:

Yes, everything that has a beginning has a cause.
However, the designer does not have a beginning.
Thus, the designer does not have a cause.

Morris* hat die Frage "But, then, who made God?" auf folgenden Punkt gebracht:

But such a question of course begs the question. If the evolutionist prefers not to believe in God, he must still believe in some kind of uncaused First Cause. He must either postulate matter coming into existence out of nothing or else matter having always existed in some primitive form. In either case, matter itself becomes its own Cause, and the creationist** may well ask: "But, then, who made Matter?"

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*Ich stimme in vielen Punkten mit dem 'kreationistischen' Autor nicht überein (buchstäbliches Verständnis der Schöpfungstage als 24-Stunden-Einheiten, seine konservativ-kirchliche Dogmatik etc.. In dem hier zitierten Punkte jedoch trifft Morris den Kern der Sache: H.M. Morris (1985 [p. 19]): Scientific Creationism. Master Books. El Cajon, Cal. - **Ich würde statt dessen zumindest von "creation scientist" sprechen.

 

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ANMERKUNG ZU SEITE 271 (ARTBEGRIFF DER SCHÖPFUNGSLEHRE)

In weitgehender Anlehnung an den von F.L. Marsh entwickelten Artbegriff der Schöpfungslehre haben R. Junker und S. Scherer in ihrem Buch ENTSTEHUNG UND GESCHICHTE DER LEBEWESEN (Gießen 1986) ihre Grundtypdefinition vorgeschlagen. Wir lesen p. 207:

Alle Individuen, die direkt oder indirekt durch Kreuzungen verbunden sind, oder deren Keimzellen nach echter Befruchtung eine Embryonalentwicklung unter Expression des Erbgutes beider Eltern beginnen, werden zu einem Grundtyp gerechnet.

Die daran anschließende reich illustrierte und klar gegliederte Darstellung (pp. 207 - 218) belegt den Ansatz mit vielen Details. Die Frage nach der plasmatischen Konstitution und der Überführbarkeit der artentrennenden Merkmale wird jedoch bisher nicht gestellt. Obwohl ich mich mit mehreren Punkten identifizieren kann, gibt es immer mehr Hinweise, dass dieser Artbegriff wohl doch zu weit gefasst ist (vgl. p. 278 meiner Arbeit). Das folgende Interview mit Prof. Dr. Jan Moor-Jankowski (Primatologe, New York) im Rahmen einer Reportage von Gero von Boehm (Wissenschaftsjournalist vom SWF - Thema: Chimären - Fiktion und Wirklichkeit; Sendung im Ersten Deutschen Fernsehprogramm, Mittwoch 10. Februar 1988, 20.15 Uhr, mit Millionen von Femsehzuschauern) scheint diese Aussage zu unterstreichen:

Kommentator (zur Frage nach der Züchtung von Chimären für Organspenden - es werden Bilder zur Pflege von Schimpansen am New Yorker Primatenzentrum gezeigt):

"...den Wissenschaftlern am Primatenzentrum der New York University, wo diese Bilder entstanden, liegen solche Gedanken fern, aber sie wissen von dem grauenhaften Experiment eines Kollegen, der ähnliche Ziele gehabt haben mag."

Prof. Jan Moor-Jankowski:

"Ein Kollege hat mir das in den 60er Jahren hier in Amerika erzählt und auch einem anderen Kollegen davon unabhängig erzählt, dass er Versuche gemacht hat, ein Schimpansenweibchen zu befruchten mit menschlichem Samen und nach mehreren Versuchen hat er dann im Käfig Reste von einer sehr frühen Fehlgeburt gefunden. Ich habe damals das als wirklich etwas ganz Schreckliches empfunden. Ich habe gefunden, dass es (soetwas) nicht geben durfte. Aber der Kollege hat es nicht weiter fortgesetzt." (Weiteres Beispiel)

Kommentator:

"Aber Sie wurden nicht vollkommen ausschließen wollen, dass soetwas noch einmal passieren könnte, aus Forscherehrgeiz, aus Hybris."

Prof. Jan Moor-Jankowski:

"Ich hoffe nicht. Ich hoffe nicht, denn wir müssen uns fest sagen: Wir dürfen nicht alles machen, was wir machen können. Sonst könnten wir der ganzen Gesellschaft einen Schluss bereiten, der ganzen menschlichen Gesellschaft."

Kommentator:

Dass die Befruchtung des Eies eines weiblichen Affen mit menschlichem Sperma zu einer frühen Fehlgeburt geführt hat, muss keineswegs bedeuten, dass dieses Experiment nie mehr in Angriff genommen wird..."

Trotz pessimistischer Aussage von Gero von Boehm kann ich mich dem Wunsch von Moor-Jankowski nur anschließen. Hier zeigt sich die Kehrseite des Fortschritts, dessen Ausmaß mir bei der Übertragung auf weitere Bereiche der Forschung erneut bewusst geworden ist. Beispiele: Doppelblindversuche zur statistischen Absicherung der Wirksamkeit von Herzmedikamenten (Nature 332, 387, 1988: "The heart attack study, involving more than 700 patients...showed a 51 per cent reduction of mortality at two weeks when patients were treated with TPA [tissue plasminogen activator] versus a placebo."); weite Bereiche des Themas Tierversuche; der Zerstörung eines ökologischen Gleichgewichts zur Analyse eines Ökosystems; der wissenschaftlich-medizinischen Entdeckungen im Rahmen der auf Höchstleistungen abzielenden Vernichtungsforschung besonders im Kriegszustande (mit späterer friedlicher Nutzung von der Teflon-Beschichtung bis zum Einsatz von Raketen in der Weltraumforschung) können hier genannt werden. Der Name Erwin Chargaff als bekanntester Kritiker ist in diesem Zusammenhang zu nennen.

Das Ergebnis dieser oben zitierten "Kreuzung" würde nach der Art/Grundtypdefinition (vgl. p. 271 ff. und vorige Seite) Schimpanse und Mensch, "deren Keimzellen nach echter Befruchtung eine Embryonalentwicklung unter Expression des Erbgutes beider Eltern beginnen", zur gleichen Schöpfungsart stellen, - was der Grundauffassung der Schöpfungslehre widerspräche. [Der Grundtypgedanke entspricht dennoch weitgehend der Realität, denn niemand wird z.B. leugnen, dass Schwane, Gänse und Enten zum Grundtyp (Familie) der Entenvögel gehören. Vielleicht sind manche Formen eines Grundtyps nur ideell voneinander ableitbar (vgl. auch p. 281), was ihn jedoch als Artbegriff modifiziert.] Was die Glaubwürdigkeit der Aussagen Moor-Jankowskis betrifft, so möchte ich mir noch kein abschließendes Urteil erlauben. Ich habe bisher keinen Grund, seine menschliche und wissenschaftliche Integrität in Frage zu stellen. Fest steht, dass eine Form der Sodomie niemals zu einem Forschungsprogramm werden darf. Spätestens an diesem Punkt wird deutlich, dass es Bereiche gibt, in denen eine andere - ethisch unanfechtbare - Quelle der Weisheit und Erkenntnis zum vollen Verständnis der Zusammenhänge notwendig ist als die der empirischen Naturwissenschaft. [Die ethische Frage stellt sich meines Erachtens auch schon für manche der pp. 274 - 277 zitierten Kreuzungen.]

Auf die Problematik des Einsatzes von Kenntnissen und Fähigkeiten, die unter Negation ethischer Werte gewonnen wurden und werden, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen.

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NACHTRAG ZU SEITE 286 (LÖNNIG: ARCHAEOPTERYX)

Diese Schritt habe ich zum großen Teil noch als Student verfasst. Obwohl ich heute den einen oder anderen Punkt vorsichtiger formulieren bzw. offen lassen würde, sind doch wesentliche Punkte inzwischen anerkannt oder werden inzwischen zumindest ernsthaft diskutiert. So bemerkt z.B. T. Beardsley (1986, p. 677; Nature 322) zum Thema FOSSIL BIRD SHAKES EVOLUTIONARY HYPOTHESES zu einem neuen auf 75 Mill. Jahre älter als Archaeopteryx datierten Fund u.a.: "It also tends to confirm that many palaeontologists have long suspected, that Archaeopteryx is not on the direct line to modern birds. It is in some ways more reptilian than Protoavis, and the period between the late Jurassic and Archaeopteryx and the worldwide radiation of birds in the Cretaceous has to some seemed suspiciously brief." Darüber hinaus wird derzeit die Frage diskutiert, ob die Federabdrücke des 'Urvogels' eine Fälschung sind. Vgl. F. Hoyle und Wickramasinghe (1986): ARCHAEOPTERYX, THE PRIMORDIAL BIRD. A CASE OF FOSSIL FORGERY. Swinsea.

Siehe auch die Diskussion in BILD DER WISSENSCHAFT, Mai 1988. pp. 50 - 83.

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NACHTRAG ZU SEITE 290 (EINWAND: ORGANISMEN PFLANZEN SICH FORT)

Man hört hierzu manchmal den Einwand, dass sich die von Menschen erschaffenen kybernetischen Systeme nicht fortpflanzen können. Dabei wird völlig übersehen, dass Mitose und Meiose selbst ungeheuer komplexe kybernetische Systeme darstellen, deren erfolgreiche Funktion unter anderem das genauestens koordinierte Zusammenspiel von Hunderten von Genen erfordern. Das synorganisierte Zusammenspiel einer Vielzahl von physiologischen und anatomischen Strukturen zur Fortpflanzung bei komplexeren Organismen sei dabei nur am Rande erwähnt.

Zur Mitose bemerkt J.R. Broach 1986, p. 3 (Cell 44, 3 - 4):

Segregation of a complete set of chromosomes to each daughter cell prior to cell division is a mechanistically complex but extremely faithful process. It requires the precise assembly of several intricate structures, including mitotic chromosomes and the spindle apparatus, and an exact dynamic interplay of these structures. The result is as beautiful to observe as it is difficult to fathom at the molecular level. Despite this complexity mitosis proceeds with high fidelity; the frequency at which a cell fails to transmit one of the complement chromosomes is in yeast, less than once per 105 cell divisions.

Siehe auch D.M. Glover (1989): Mitosis in Drosophila. J. Cell Sci. 92, 137-146

Im Rahmen des Heterosisthemas habe ich in meiner Dissertation (1980, p. 123) die Frage nach der Entstehung der Meiose kurz gestreift:

Auf die Frage "What was the initial advantage of diploidy, and why is it almost the only condition present among all phyla of Metazoa?" antwortete G.L. Stebbins 1977, S. 394:

"The most plausible answer to this question is that the first diploid organism possessed marked heterosis or hybrid vigor."

Der Punkt wird im Zusammenhang mit der Frage nach den "Kosten der Meiosis", speziell der Einwände G.C. Williams (1975) diskutiert. Wenn Stebbins Auffassung zuträfe, müssten bereits die ersten diploiden Organismen eine derart starke Heterosis aufgewiesen haben, dass sie die anfängliche "50 per cent cost of meiosis" (G.C. Williams 1975) überkompensiert hätten. Nebenbeibemerkt würden dann auch sämtliche diploiden Organismen einschließlich des Menschen der Heterosis ihre Existenz verdanken. Experimentelle Beweise zu dieser Hypothese liegen nicht vor. Das schwierigere Problem scheint mir allerdings in der Entstehung der Meiosis selbst zu liegen: Tinkle kommentiert 1970, S. 97: "...the process of meiosis, with all its details, hat to start in one generation, else it would fail of its purpose and extinction would be the case.It is folly to visualize meiosis being built up by accidental changes."

Neben Gottschalk 1973; 1978c, S. 39, sind bei Pisum bereits 58 Gene mit bestimmten Kontrollfunktionen in der Meiosis bekannt, und über hundert Gene sind wahrscheinlich für einen reibungslosen Ablauf der Meiosis verantwortlich. Wie sich eine ganze Kette von Genen mit jeweils spezifischer Nukleotidsequenz entwickelt haben soll, die erst im integriert-komplexen Zusammenspiel - am "Ende" ihrer Entwicklung - Funktion hat, ist ein schweres Problem für die Synthetische Evolutionstheorie. Auch wenn wir annehmen, dass die erste Meiosis "simpler" war als bei den bislang untersuchten Beispielen und dass die nun für die Meiosis zuständigen Gene vorher eine andere Funktion hatten, werden damit immer noch mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.

[Literatur: Gottschalk, W. (1973): Genetische Kontrolle der Keimzellbildung. Umschau 73, 133 - 137. Und 1978: Allgemeine Genetik. Stuttgart. Williams, G.C. (1975): Sex and Evolution. Princeton. Stebbins, G.H. (1977): Evolution of prokaryotes and unicellular eukaryotes. In: Evolution (Eds. Dobzhansky et al.) San Francisco. Tinkle (1970): Heredity. Grand Rapids.]

Zum Themenkomplex der Sexualität samt Mitose und Meiose existiert eine ganze Literaturgattung, die im einzelnen zu besprechen ein Buch für sich erforderlich machen würde.

Ich möchte an dieser Stelle nur feststellen, dass trotz jahrzehntelanger, intensivster Bemühungen um eine Lösung der Fragen im neodarwinistischen Sinne die Probleme mit wachsender Erkenntnis um die Vielschichtigkeit und Komplexitat der Ereignisse immer größer werden.

In einer Rezension mehrerer neuerer Arbeiten zu diesen Fragen bemerkt M. Bulmer 1988, p. 214 (Why do they do it? Nature 332):

Sex is the big problem in evolutionary biology, the one we should all like to solve. Sexual reproduction has two clear disadvantages. First, recombination, its main consequence, breaks up coadapted gene complexes, which must be a bad thing in a constant environment. Second, there is the two-fold cost of sex.

...Felsenstein is cynical: This year the sex crisis seems to have returned...Has a new source of data or a new kind of experiment been discovered, that will help us to solve the controversies? ...No...Biologists will once again all become convinced that they know the answer, but once again there will be no unanimity as to what the answer turned out to be.

Bulmer selbst gibt sich zwar optimistischer, hat aber auch keine Antwort im Sinne der Synthetischen Evolutionstheorie parat. Auf den Gedanken, dass hier nicht nur eine schlichte Wissenslücke im Sinne der Theorie, sondern eine Lücke in der Theorie selbst vorliegen könnte, kommen die neodarwinistischen Adtoren nicht (vgl. p.596 ).

Schmidt hat (1985, p. 198) z.B. die Problematik der sexuellen Selektion wie folgt angesprochen:

Bei der geschlechtlichen Zuchtwahl wird die Wahl der Geschlechtspartner offenbar durch ein angeborenes Verhaltensprogramm determiniert. Sie steht in den meisten Fällen mit der natürlichen Zuchtwahl in klarem Widerspruch. Das zeigen die Paradiesvögel mit aller Deutlichkeit. Nehmen wir z.B. an, ein Weibchen hätte durch eine ohnehin schon höchst merkwürdige Mutation - für die bisher nicht der geringste Anhalt vorliegt - eine besondere Vorliebe für buntgefärbte Männchen mit langen Schmuckfedern erlangt. Für die Art als solche ist keinerlei Selektionsvorteil einer solchen Mutation zu erkennen. Im Gegenteil: Auffällig gefärbte Männchen fallen bevorzugt Feinden zum Opfer. ...Die langen Schwanzfedern reduzieren die Flugfähigkeit und sind auch bei der Nahrungssuche hinderlich. Man hätte also nach den Prinzipien der natürlichen Zuchtwahl annehmen müssen, daß Verhaltensmutationen, die zur geschlechtlichen Zuchtwahl führten, infolge ihrer Nachteile für die Art insgesamt bald ausgemerzt wurden. Sie konnten sich demnach bei den Paradiesvögeln ebensowenig wie beim irischen Riesenhirsch nicht mit, sondern nur gegen die natürliche Zuchtwahl durchsetzen. Es muß also einen Faktor gegeben haben, der stärker war als die darwinistische Selektion.

Diesen Faktor beschreibt der Autor als "endogene orthogenetische Entwicklungstendenz", und er stellt weiter fest:

Daß die Selektion für die langen Schmuckfedern der Paradiesvögel, Pfauen, Diamantfasane usw. nicht der entscheidende Faktor sein kann, ergibt sich auch daraus, daß wir sie - zumindest in dieser Ausprägung - nur bei relativ wenigen Vogelarten finden.

Ebenso bemerkt Endler 1986, p. 11:

...sexual selection may sometimes be disadvantageous, or opposed by other components of natural selection (Darwin 1871; Ghiselin 1974; Wade and Arnold 1980).

(Siehe auch Wigand 1874, pp. 151 - 186 im Bd.1; Dewar 1957, pp. 236 - 238; Klotz 1970, p. 169: "4. Harmful secondary sex characteristics" mit Hinweis auf Studien von Robson und Richards 1936. - Illies 1983, pp. 142 - 154.)


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