Die Toleranzfrage aus der Sicht eines überzeugten Evolutionsbiologen (Numerierung in eckigen Klammern und Fußnoten dazu von WEL):
Kurt Stueber* (21. März 2003):
Webseite Lönnig
Eine kleine Betrachtung über Toleranz.
Es gibt keine Zweifel an der Gültigkeit der Evolutionslehre [1].
Trotzdem gibt es im Internet eine Unzahl von Webseiten, die das Gegenteil behaupten. Es sind dies meist weltanschaulich oder religiös motivierte Personen oder Institutionen, die mit viel Aufwand versuchen, "Fehler" in der Beweisführung der Evolutionslehre aufzudecken, "Unmöglichkeiten" statistisch zu untermauern, Beweise für "intelligentes Design" aufzuzeigen, auf "nicht-reduzierbar komplexe Systeme" hinzuweisen usw. usw.[2]
Unter all den verschiedenen Webseiten, die letztlich eine Schöpfungslehre im Gegensatz zur Evolutionslehre vertreten, treten angenehm die Webseiten von Herrn Dr. Lönnig hervor, der zwar mit gleicher Zielsetzung [3] aber sehr gewissenhaft versucht, die Schwachseiten der Evolutionslehre auszuloten. Hier werden ernsthafte wissenschaftliche Kriterien angewendet, um strittige und kontroverse Themen zu behandeln. Der Verfasser hat mit großer Sorgfalt Daten und Zitate gesammelt, die manche liebgewordene These zu Fall bringen. Auch der Evolutionist sollte sich hüten, die Komplexität der Entstehung des Lebendigen zu unterschätzen. Gar manches wird in den gängigen Lehrbüchern grob vereinfacht dargestellt und sollte sicherlich genauer geprüft werden. Manches Evolutionsmodell stellt sich bei näherem Hinsehen als wesentlich verwickelter dar, als zunächst angenommen wurde.
Wenn wir allgemein von der Gültigkeit der Evolutionslehre und ihrem Wert zu Erklärung der Ordnung des Lebendigen überzeugt sind, dann sollten wir auch in der Lage sein, ernsthafen Gegenargumenten zuzuhören und sie in bewährter wissenschaflicher Weise durch gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zu entkräften. Eine korrekte Theorie muß allen Gegenargumenten gegenüber standhalten können oder sie muß aufgegeben werden. Insofern sind die Webseiten von Herrn Dr. Lönnig als Prüfstein und wertvolle Hilfestellung anzusehen [4].
Ich befürworte darum ausdrücklich, die Internet-Seiten von Herrn Dr. Lönnig weiterhin zugänglich zu erhalten. Wer anderer Ansicht ist, sollte selbst eine Seite erstellen und die Argumente in fairer Weise widerlegen und nicht versuchen, wissenschaftliche Theorien auf dem Verbotsweg zu beseitigen.
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Anmerkungen von Wolf-Ekkehard Lönnig:
*Dr. Kurt Stüber, Senior Scientist am MPIZ.
[1] Ganz anderer Auffasung in dieser Frage ist zum Beispiel David W. Swift (December 2002): Evolution under the Microscope: a scientific critique of the theory of evolution. Leighton Academic Press, Stirling University Innovation Park, FK9 4NF, UK, pp. 423. ISBN 0954358902 (Customer Reviews: Science is meant to be based on facts. This book is very thorough in its research and presents its arguments in a very logical manner. This book is a definite need for all scientists as it challenges us to take a fresh look at the facts. This has got to be one of the most clear and precise book on the history and science of evolution to date, and Mr Swift's challenge to the science community is, are all the facts there?). Der Autor ist keineswegs religiös motiviert. Er ist allein aufgrund der Tatschen zu dem Ergebnis gekommen, dass es Zweifel an der der Gültigkeit der Evolutionslehre gibt.
[2] Es gibt zu diesem Thema zahlreiche ganz ausgezeichnete Webseiten, u.a. auch von weiteren Forschern, die keineswegs religiös motiviert sind.
[3] Bedauerlicherweise differenziert auch Herr Stüber nicht zwischen einer Schöpfungslehre und ID auf der wissenschaftlichen Ebene.
[4] Nach dieser 'wertvollen Hilfestellung bei der Sicherung der Beweisführung für die Evolutionslehre' wäre es natürlich interessant zu wissen, wie Herr Dr. Stüber Utricularia, Coryanthes und Catasetum, Pipa, den bakteriellen Elektrorotationsmotor, das Kambriumproblem etc. im Sinne der Synthetischen Evolutionstheorie erklärt.