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Wolf-Ekkehard Lönnig (2002):

Inwieweit gelten Poppers Falsifikationskriterien auch für die Evolutionstheorie?

 

"It is no accident that the emergence of Newtonian physics
in the seventeenth century and of relativity and quantum mechanics in the twentieth
should have been both preceded and accompanied by fundamental philosophical analyses
of the contemporary research tradition. Nor is it an accident that in both these periods the so-called thought experiment
should have played so critical a role in the progress of research.
As I have shown elsewhere, the analytical thought experimentation that bulks so large
in the writings of Galileo, Einstein, Bohr, and others is perfectly calculated
to expose the old paradigm to existing knowledge
in ways that isolate the root of crisis with a clarity unattainable in the laboratory."

Thomas S. Kuhn

"...to all intents and purposes the [Darwinian] theory [of natural selection]
has been falsified, so why has it not been abandoned?
I think the answer to this question is that current Evolutionists follow Darwin's example
- they refuse to accept falsifying evidence.
We have already seen how Darwin supplemented natural selection with three other mechanisms
to account for evolution, and furthermore invented several ad hoc hypotheses to circumvent the deplorable fact
that the testimony of Nature does not accord with his theory.
This expedient might work reasonably well with only one person involved,
but reflecting on the case of Darwin versus Wallace,
we realise that already with two persons the situation becomes complicated.
And today the modern synthesis - neo-Darwinism - is not a theory,
but a range of opinions which, each in its own way,
tries to overcome the difficulties presented by the world of facts."

Søren Løvtrup

 

Unterschiedliche Antworten auf naturwissenschaftliche Probleme, die auch existenzielle Fragen berühren, können gravierende Unterschiede für unser Weltbild zur Folge haben.

Die Antwort auf die Frage, ob die Entstehung und Entfaltung des Lebens rein naturgesetzlich erklärt werden kann oder ob Intelligent Design involviert ist, weist einen solchen wissenschaftlich-weltanschaulichen Doppelcharakter auf. Und es erscheint menschlich nur allzu verständlich, wenn sich viele von uns auf diese Problematik möglichst absolut sichere Antworten wünschen.

Derzeit wird von vielen Biologen die (erweiterte Synthetische) Evolutionstheorie als rein naturgesetzliche Erklärung unter prinzipiellem Ausschluss von Intelligent Design als unanfechtbar "letzte Antwort" betrachtet. So wird von führenden Evolutionsbiologen u. a. behauptet, die heutige Theorie erkläre "jede bekannte Lebensform" (Huxley), keine andere Lehre habe sich "so restlos als wahr erwiesen wie die Abstammungslehre Ch. Darwins" (Lorenz), "sie ist eine Tatsache und wir brauchen das nicht länger zu beweisen" (Mayr), "die Evolution gab es in der Tat, und der Mensch ist ein Teil davon" (Martin), "Evolution is true - and the truth can only make us free" (Gould), usw. usf.* Seit Haeckel (1866) beherrscht diese Geisteshaltung nicht nur weite Teile der Biologie, sondern auch fast sämtliche ‘übrigen’ Wissenschaftszweige bis hin zur Theologie.

Solche Absolutheitsansprüche stehen jedoch im starken Kontrast zu den wissenschaftstheoretischen Aussagen und Erkenntnissen der in den Naturwissenschaften weitgehend anerkannten Schule von Sir Karl R. Popper: Danach sind auf wissenschaftlicher Ebene zwar sichere Falsifikationen möglich, nicht aber unumstößliche Verifikationen einer "Vermutung" oder Hypothese mit anschließendem Anspruch auf vollkommene Richtigkeit. (Insbesondere lehrt uns dazu die Wissenschaftsgeschichte, dass von Theoretikern erhobene und ehrlich geglaubte Absolutheitsansprüche sich schon wiederholt als unrichtig herausgestellt haben.)

Es erheben sich daher folgende Fragen:

(a) Inwieweit gelten Poppers Falsifikationskriterien auch für die Evolutionstheorie? (Zu den Falsifikationskriterien vgl. weiter die ausführliche Diskussion in den Fußnoten.**) (b) Sollte der Deszendenztheorie ein Sonderstatus in den Naturwissenschaften zukommen? (c) Oder könnte es sich bei den soeben zitierten und zahlreichen ähnlichen Behauptungen um den Ausdruck eines über die naturwissenschaftlichen Möglichkeiten und Grenzen hinausgehenden ‘Glaubensbekenntnisses’ handeln?

Dazu habe ich aus den Arbeiten Karl Poppers zehn für unsere Fragestellung unmittelbar relevante Bemerkungen zitiert und anschließend auf die Evolutionstheorie angewandt:

 

1. Zehn grundsätzliche Bemerkungen von Sir Karl Popper zur Wissenschaftstheorie

 

(Zur besseren Übersichtlichkeit von mir numeriert; kursiv von Popper):

(1) "Das Spiel der Wissenschaft hat grundsätzlich kein Ende: wer eines Tages beschließt, die wissenschaftlichen Sätze nicht weiter zu überprüfen, sondern sie etwa als endgültig verifiziert zu betrachten, der tritt aus dem Spiel aus."

(2) "Ich erkannte, daß die Suche nach Rechtfertigung aufgegeben werden muß, nach Rechtfertigung des Wahrheitsanspruchs einer Theorie. Alle Theorien sind Hypothesen; alle können umgestoßen werden."

(3) "Wir können uns nie absolute Sicherheit verschaffen, daß unsere Theorie nicht hinfällig ist."

(4) "Keine bestimmte Theorie kann als absolut sicher betrachtet werden; jede, auch die am besten bewährte, kann unter Umständen wieder problematisch werden. Keine wissenschaftliche Theorie ist sakrosankt."

(5) "Die erreichten Sätze und Theorien gewähren nicht die Sicherheit (oder auch nur einen hohen Grad von "Wahrscheinlichkeit" im Sinne der Wahrscheinlichkeitsrechnung), die man von ihnen aufgrund magischer Vorstellungen von der Wissenschaft und vom Wissenschaftler erwarten würde."

(6) "Wenn jemand eine wissenschaftliche Theorie aufstellt, dann soll er, wie Einstein, die Frage beantworten: "Unter welchen Bedingungen würde ich zugeben, daß meine Theorie falsch ist?"

(7) "Als ich jedoch...versuchsweise die Idee der Falsifizierbarkeit (oder Prüfbarkeit oder Widerlegbarkeit) einer Theorie als Abgrenzungskriterium einführte, entdeckte ich sehr bald, daß jede Theorie sich gegen Kritik "immunisieren" läßt... Wenn wir derartige Immunisierungen zulassen, dann wird jede Theorie unfalsifizierbar."

(8) "Wir können also sagen, daß man empirische Wissenschaft in meinem Sinne aufgibt, wenn man die Falsifizierung um jeden Preis vermeidet."

(9) "Die Falsifikation oder Widerlegung von Theorien durch die Falsifikation oder Widerlegung einer oder mehrerer ihrer deduktiven Konsequenzen war offenbar eine deduktive Schlußweise (modus tollens). Meine Auffassung implizierte, daß wissenschaftliche Theorien für immer (es sei denn, daß sie falsifiziert werden) Hypothesen oder Vermutungen bleiben müssen."

(10) "Und jedes Mal, wenn es uns gelingt, eine Theorie dieser Art zu falsifizieren, machen wir eine neue wichtige Entdeckung. Denn diese Falsifizierungen sind höchst wichtig. Sie lehren uns das Unerwartete; und sie lehren uns wieder, daß unsere Theorien, obwohl sie von uns selbst aufgestellt wurden, obwohl sie unsere eigene Erfindung sind, dennoch echte Aussagen über die Welt sind; denn sie können mit etwas zusammenstoßen, sie können an etwas scheitern, das wir nicht selbst erfunden haben."

 

 

2. Anwendung von Poppers Aussagen auf die Evolutionstheorie

Wendet man die oben nach Karl R. Popper zitierten Grundsätze der Wissenschaftstheorie zunächst einmal konkret auf die Evolutionstheorie an, so lassen sich folgende Schlussfolgerungen für diese ziehen:

(1) Auch die Aussagen der Evolutionstheorie sind nicht als "endgültig verifiziert" zu betrachten.

(2) Auch die Evolutionstheorie ist eine Hypothese, die umgestoßen werden kann.

(3) Wir können uns also nie absolute Sicherheit verschaffen, daß die Evolutionstheorie nicht hinfällig ist.

(4) Auch die Evolutionstheorie ist nicht sakrosankt.

(5) Die Evolutionstheorie gewährt "nicht die Sicherheit..., die man von [ihr] aufgrund magischer Vorstellungen von der Wissenschaft und vom Wissenschaftler erwarten würde."

(6) Auch Evolutionstheoretiker sollten die Frage beantworten: "Unter welchen Bedingungen würde ich zugeben, daß meine Theorie falsch ist?""

Nach (7) und (8) lässt sich auch die Evolutionstheorie gegen Kritik "immunisieren". Aber "[w]enn wir derartige Immunisierungen zulassen, dann wird jede Theorie unfalsifizierbar." Die Evolutionstheorie gibt die empirische Wissenschaft auf, "wenn man die Falsifizierung um jeden Preis vermeidet."

(9) Die Falsifikation der Evolutionstheorie durch die Widerlegung "einer oder mehrerer ihrer deduktiven Konsequenzen [wäre] offenbar eine deduktive Schlußweise (modus tollens)". Poppers Auffassung impliziert, dass auch die Aussagen der Evolutionstheorie "für immer (es sei denn, daß sie falsifiziert werden) Hypothesen oder Vermutungen bleiben müssen."

(10) Wenn es uns gelingt, die Evolutionstheorie zu falsifizieren, "machen wir eine neue wichtige Entdeckung". Falsifizierungen "lehren uns das Unerwartete" (und dazu gehört auch die Möglichkeit von Intelligent Design als Ursache des Ursprungs der Lebensformen) und, "daß unsere Theorien, obwohl sie von uns selbst aufgestellt wurden, obwohl sie unsere eigene Erfindung sind, dennoch echte Aussagen über die Welt sind; denn sie können mit etwas zusammenstoßen, sie können an etwas scheitern, das wir nicht selbst erfunden haben."

 

3. Hat sich die Evolutionstheorie tatsächlich "restlos als wahr erwiesen"?

Tatsache ist, dass die Synthetische (und andere) Evolutionstheorie(n) - statt "jede bekannte Lebensform" zu erklären - auf die größten Schwierigkeiten bei der Erklärung von Synorganisationen stoßen (vgl. z. B. die Fragen zur Entstehung des Fangmechanismus von Utricularia und die Diskussion dazu sowie Coryanthes und Catasetum und die Giraffe). Da sich die Theorie also keineswegs "restlos als wahr erwiesen" hat (vgl. weiter das Gesetz der rekurrenten Variation), und da die Theorie keineswegs "eine Tatsache" ist, die man "nicht länger zu beweisen" braucht (vgl. z. B. Artbegriff und Auge ), handelt es sich bei Behauptungen wie "die Evolution gab es in der Tat, und der Mensch ist ein Teil davon" oder "Evolution is true - and the truth can only make us free" usw. um ‘Glaubensbekenntnisse’, die überdies in weiten Bereichen ihrer Aussagen im Widerspruch zu den naturwissenschaftlichen Tatsachen stehen. Der Evolutionstheorie kann - as "a theory in crisis" - wissenschaftstheoretisch kein Sonderstatus zuerkannt werden, etwa indem man ihre Grundaussagen in den Rang von Tatsachen erhebt. Poppers Falsifikationskriterien gelten auch voll für die Evolutionstheorie.

Mit den Ausführungen auf dieser Internetseite soll jedoch nicht bestritten werden, dass jeder von uns das gute Recht auf persönliche Meinungs- und 'Glaubensstatements' hat: Jemand sieht den Elektrorotationsmotor von E. coli, Yersinia und anderen Bakterien nach rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen und nach den bisherigen Rekonstruktionen und Funktionen, betrachtet Utricularia, Coryanthes und Catasetum etc. und ist absolut sicher: die Ursache ist Intelligent Design. Ein anderer nimmt dieselben Objekte wahr und "weiß" (nach Prägung durch einen neodarwinistischen Biologieunterricht oder populärwissenschaftliche Literatur) mit der gleichen absoluten Sicherheit: diese Systeme haben sich über 1000 Zwischenstufen durch Mutation und Selektion entwickelt.

Nun ist es durchaus legitim, es mit einer intuitiven Einschätzung und der daraus gewonnenen unmittelbaren Sicherheit völlig bewenden zu lassen und sich damit auch für alle Zukunft zufrieden zu geben (mindestens eine der beiden Betrachtungsweisen wird ja zumindest im Prinzip richtig sein). Begeben wir uns aber auf die naturwissenschaftliche Ebene - und niemand ist gezwungen das zu tun - dann müssen wir uns auch gefallen lassen, dass unsere Position auf ihre Richtigkeit getestet und unter Umständen widerlegt wird (und das auch angesichts des oben erwähnten wissenschaftlich-weltanschaulichen Doppelcharakters der Frage nach der Entstehung und Entfaltung des Lebens sowie - nach Popper - der Möglichkeit sicherer Falsifikation, nicht aber unumstößlicher Verifikation).

Wir begeben uns also von unserer emotional vielleicht völlig sicheren (und vielleicht auch zutreffenden) Position 'unmittelbar-intuitiver' Einschätzung auf die 'gefährliche' naturwissenschaftliche Ebene der Infragestellung unseres bisherigen Verständnisses, der dazu gehörenden genauen anatomischen und sonstigen Untersuchungen der zur Debatte stehenden Objekte sowie der wissenschaftlichen Argumentation und Gegenargumentation zu unseren Thesen.

Auf dieser Ebene müssen sich nun die Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie mit ihren hier zitierten zahlreichen Absolutheitsansprüchen die Fragen nach den Funktionen der 1000 Zwischenstufen und deren jeweiligen Selektionsvorteilen gefallen lassen, die ich z.B. zu Utricularia nach Nachtwey zitiert habe und die im Prinzip auf alle synorganisierten Systeme zutreffen. Und wenn die Theoretiker diese Fragen auch nach jahrzehntelangem intensiv-gründlichem Studium der zur Debatte stehenden Objekte nicht nur im Sinne testbarer Hypothesen nicht zufrieden stellend beantworten können, sondern feststellen müssen, dass die Problematik durch die weitere Forschung noch an Tiefe und Schärfe gewinnt, dann sollten sie auch bereit sein, die Konsequenzen auf der naturwissenschaftlichen Ebene zu ziehen: Ihre Theorie ist widerlegt.

Die Erfahrung lehrt jedoch, dass auch angesichts eindeutiger Falsifikationen die meisten Evolutionstheoretiker auf dem vorwissenschaftlichen Stand ihrer Einschätzungen und Behauptungen beharren und weiterhin glauben, dass sich keine andere Lehre naturwissenschaftlich "so restlos als wahr erwiesen [habe] wie die Abstammungslehre Ch. Darwins" (Lorenz) usw. (siehe oben und die Fußnoten). Viele (aber erfreulicherweise nicht alle) dieser Theoretiker vermeiden daher auch die öffentliche und sonstige Diskussionen ihrer Thesen. Es ist für die herrschende naturalistische Auffassung emotional und intellektuell offenbar viel einfacher, die eingefahrenen (neo-)darwinistischen Gleise weiter zu fahren als sich der Gefahr der öffentlichen Widerlegung der Theorie durch biologische Tatsachen auszusetzen.

Mayr, der den direkten öffentlichen Disput mit Evolutionskritikern ebenfalls nicht gesucht hat, behauptete 1979, p. 20: "Niemand, der nicht gründlich über die jüngsten Fortschritte in der Genetik und der Evolutionslehre unterrichtet ist, kann wirklich ganz ermessen, wie stark die Position der Darwinschen Evolutionstheorie ist!" (Vgl. Artbegriff.)

Aus den Erfahrungen rund 40jähriger Evolutionsdiskussion stimme ich in einem Punkt mit Mayr voll überein: Die Position der Darwinschen Evolutionstheorie ist tatsächlich ungemein stark. Das liegt jedoch nicht an den jüngsten Fortschritten der Genetik und Evolutionslehre - gerade von deren Entdeckungen lassen sich zahlreiche Einwände gegen die Gültigkeit der herrschenden Theorie erheben (vgl. z. B. Behe 1996 und die zitierten Links) ­ sondern an der metaphysisch-dogmatischen Grundhaltung unserer Zeit: Die (häufig totalitäre) Geisteshaltung des philosophischen Materialismus und Naturalismus verhindert in diesen Fragen immer wieder konsequente naturwissenschaftliche Schlussfolgerungen.

Woher bezieht diese Geisteshaltung jedoch ihre Energie ("ihre Kraft" und Dynamik), sich in einem naturwissenschaftlichen Fach wie der Biologie, über sämtliche der Theorie entgegenstehenden naturwissenschaftlichen Tatsachen hinwegzusetzen, die bei ähnlicher Qualität in jeder anderen Disziplin schon zur vielfachen Falsifizierung einer Theorie gereicht hätten, um stattdessen nun schon seit bald 150 Jahren die absolute Richtigkeit ihrer Hauptaussagen um so energischer weiter zu vertreten?

Oder anders formuliert: Wenn in Anwendung der Popper'schen Erkenntniskritik 'die Abstammungslehre Ch. Darwins' nicht in der Lage ist, absolute und unumstößliche Antworten auf die Fragen nach der Herkunft des Lebens und der (primären) Arten zu geben, - woher beziehen dann so viele Evolutionstheoretiker ihre quasi-religiöse Sicherheit bei der Beantwortung dieser Fragen?

Diese wissenschaftshistorische und geisteswissenschaftliche Frage möchte ich hier offen lassen. Der Leser sei bitte ermuntert, auch über diesen Punkt weiter intensiv nachzudenken.

 

Schlussbemerkung

Popper selbst hat seine erkenntnistheoretischen Sätze nur zum Teil auf die Evolutionsfrage angewandt (in Ermangelung einer ihm bekannten naturwissenschaftlichen Alternative setzte er die Idee der Gesamtevolution als richtig voraus). Er hat jedoch einige Unzulänglichkeiten des Darwinismus sehr wohl erkannt. Ein paar Punkte zu diesen Fragen habe ich unter dem Thema "Popper’s Critique and Recantation" sowie "Popper’s Case of the Peppered Moth: Still more Metaphysics than Science" in meinem Beitrag Natural Selection behandelt (siehe auch die Fußnoten unten)***. Dazu wäre jedoch noch sehr viel mehr zu sagen. Ich habe in dem vorliegenden Beitrag nur einige Hauptpunkte diskutiert. Vgl. Sie bitte weiter den Beitrag von Klaus Wittlich zur Falsifizierungfrage von 1998 sowie die folgenden Fußnoten.

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Fußnoten

*Solche Aussagen könnte man hier ad nauseam weiter aneinanderreihen. Schon im Jahre 1971 hatte ich diese Methode, der Abstammungslehre mit Absolutheitsansprüchen zur uneingeschränkten Anerkennung verhelfen zu wollen, auf folgende Weise in Frage gestellt – und die Argumentation dürfte heute aktueller denn je sein:

H. Schmalz schreibt in seinem Buch über die PFLANZENZÜCHTUNG zum Thema Anerkennung der Abstammungslehre (1964, p. 22), nachdem er darauf aufmerksam gemacht hat, dass über den "Weg der Evolution" verschiedene Auffassungen bestehen:

Über die Tatsache der Entwicklung oder Evolution der Organismen an sich besteht aber, das sei nochmals betont, absolute Einhelligkeit.

Ich weiß nicht, wie oft mir dieser Gedanke in dieser oder leicht abgewandelter Form schon begegnet ist. Nicht nur in allen möglichen biologischen Abhandlungen, sondern auch in Schriften, die man hier kaum nennen kann, u. a. auch in Reformhausblättchen, Zeitungsartikeln und anderswo ist mir dieser Gedanke schon begegnet (- ich habe einmal systematisch darauf geachtet).

Man fragt sich nur, wieso von einer so allgemein geläufigen und jedermann vor Augen stehenden Tatsache ununterbrochen wiederholt werden muss, dass es auch wirklich eine Tatsache sei.

Savage schreibt zum Beispiel über die Evolution (1966, p. 5):

Heute bezweifelt kein ernsthafter Biologe mehr, daß die Evolution tatsächlich stattgefunden hat und noch stattfindet..... Die Realität der Evolution wird von jedem Zweig der Biologie dauernd aufgezeigt und bildet tatsächlich die gemeinsame Grundlage für das Studium lebender Strukturen. Sie braucht ebensowenig durch eine Aufzählung von Argumenten bewiesen zu werden, wie die Tatsache, daß es auf der Erde Gebirge gibt.

Nun müsste es zugegebenermaßen schon ein recht [närrischer] Geologe sein, der die Existenz von Gebirgen bezweifelt oder deren Existenz durch eine Aufzählung von Argumenten beweisen wollte. Aber nur ein ausgesprochener Spaßmacher von einem Geologen würde wohl ununterbrochen daraufhinweisen, "daß kein ernsthafter Geologe mehr an der Existenz von Gebirgen zweifelt", würde von "den nicht zu bezweifelnden Gebirgen" sprechen, wie Schindewolf von der Evolution (1969, p. 9) oder schreiben:

Die Realität von Gebirgen wird in jedem Zweig der Geologie dauernd aufgezeigt. ... Sie braucht ebensowenig durch eine Aufzählung von Argumenten bewiesen zu werden, wie die Tatsache, daß es auf der Erde [die] Evolution gibt.

Aus diesem kleinen Exkurs ist nun zu schließen, dass entweder ein Großteil der Biologen laufend recht seltsame Dinge erzählt oder aber, dass die Verhältnisse in der Biologie doch etwas anders liegen und dass die dauernde und suggestive Wiederholung über die Richtigkeit einer Theorie mehr oder weniger unbewusst das Ziel verfolgt, ihr zu allgemeiner und uneingeschränkter Anerkennung zu verhelfen - obwohl die Aussage dieser Theorie nicht vor Augen steht, sondern erst erschlossen werden muss.

Vgl. weiter die Zitate am Ende des ersten Drittels des Dokuments Gregor Mendel, der Wasserschlauch (Utricularia) und die Evolution sowie ENGLISH SUMMARY AND NOTE ON MENDEL'S INTEGRITY: (Zitat Dawkins etwa Mitte des Beitrags).

Sehr aufschlussreich dürften in diesem Zusammenhang auch die folgenden Ausführungen von Jonathan Wells (2000, p. 206/207) sein:

...Miller and Levine's high school textbook, Biology, teaches students that as they learn about "the nature of life" they must "keep this concept in mind: Evolution is random and undirected." (emphasis in the original) College students using Life: The Science of Biology, by Purves, Orians, Heller and Sadava, read that the Darwinian world view "means accepting not only the processes of evolution, but also the view that...evolutionary change is not directed toward a final goal or state."

Campbell, Reece and Mitchell's Biology treats students to an interview with Richard Dawkins, who tells them: "Natural selection is a bewilderingly simple idea. And yet what it explains is the whole of life, the diversity of life, the complexity of life, the apparent design of life," including human beings, who "are fundamentally not exceptional because we came from the same evolutionary source as every other species. It is natural selection of selfish genes that has given us our bodies and our brains." But our existence was not planned, because natural selection is the blind watchmaker, "totally blind to future."

Students who have moved beyond introductory biology to study evolution in greater detail might find themselves reading Douglas Futuyma's textbook, Evolutionary Biology. According to study Futuyma, Darwin's "theory of random, purposeless variations acted on by blind, purposeless natural selection provided a revolutionary new answer to almost all questions that begin with 'Why?'" The "profound, and deeply unsettling, implication of this purely mechanical, material explanation for the existence and characteristics of diverse organisms is that we need not invoke, nor can we find any evidence for, any design, goal, or purpose anywhere in the natural world, except in human behavior." (emphasis in original) Futuyma goes on to explain that "it was Darwin's theory of evolution, followed by Marx's materialistic (even if inadequate or wrong) theory of history and society and Freud's attribution of human behavior to influences over which we have little control, that provided a crucial plank to the platform of mechanism and materialism" that has since been "the stage of most Western thought."

Clearly, biology students are being taught materialistic philosophy in the guise of empirical science. Whatever one may think of materialistic philosophy, there is no doubt that it is being imposed on the evidence rather than inferred from it... Although there are scientific issues involved, what really matters is the myth.

 

**Einige Bemerkungen von Sir Karl R. Popper (1995/2000, pp. 94/95) zum Induktionsproblem (Auszüge – zu weiteren Aussagen vgl. man bitte die Originalliteratur; kursiv von Popper, bold von mir):

Ist es vernünftigerweise gerechtfertigt, von Fällen oder Gegenbeispielen, von denen wir Erfahrungswissen haben, auf die Wahrheit oder Falschheit der entsprechenden Gesetze zu schließen oder auf Fälle, von denen wir kein Erfahrungswissen haben?

Das ist ein rein logisches Problem. Es ist im wesentlichen nur eine geringe Erweiterung des logischen Induktionsproblems Humes, das vorher in Abschnitt V formuliert wurde.

Die Antwort auf dieses Problem lautet: Wie Hume impliziert, ist es sicher nicht gerechtfertigt, von einem Einzelfall auf die Wahrheit des entsprechenden Gesetzes zu schließen. Aber man kann diesem negativen Resultat ein zweites, ebenso negatives, hinzufügen: Es ist gerechtfertigt, von einem Gegenbeispiel auf die Falschheit des entsprechenden allgemeinen Gesetzes zu schließen (das heißt, eines jeden Gesetzes, für das es ein Gegenbeispiel ist). Mit anderen Worten: Von einem rein logischen Standpunkt aus impliziert das Akzeptieren eines Gegenbeispiels für "Alle Schwäne sind weiß" die Falschheit des Gesetzes "Alle Schwäne sind weiß" - das heißt, des Gesetzes, dessen Gegenbeispiel wir akzeptiert haben. Die Induktion ist logisch unhaltbar; aber die Widerlegung oder Falsifizierung ist ein logisch zulässiger Weg, von einem einzigen Gegenbeispiel auf das entsprechende Gesetz zu schließen (oder besser: es auszuschließen).

Das zeigt, daß ich Humes negativem logischen Resultat immer noch zustimme; aber ich erweitere es.

Die logische Situation ist völlig unabhängig von jeglicher Frage, ob wir in der Praxis ein einziges Gegenbeispiel (zum Beispiel, einen einzigen schwarzen Schwan) als Widerlegung eines bisher höchst erfolgreichen Gesetzes akzeptieren. Ich behaupte nicht, daß wir uns notwendigerweise so leicht zufriedengeben müssen; wir können durchaus bezweifeln, daß es sich bei dem schwarzen Exemplar vor uns um einen Schwan handelt. Und überhaupt werden wir in der Praxis nur höchst zurückhaltend ein isoliertes Gegenbeispiel akzeptieren. Aber das ist eine andere Frage [siehe Abschnitt IV in Text 10, unten]. Die Logik zwingt uns, selbst das erfolgreichste Gesetz im gleichen Moment aufzugeben, wenn wir ein einziges Gegenbeispiel akzeptieren.

Wir können also sagen: Hume hatte recht mit seinem negativen Resultat, daß es keinen logisch gültigen positiven Beweis geben kann, der in die induktive Richtung führt. Aber es gibt ein weiteres, ein negatives Resultat; es gibt logisch gültige, negative Beweise, die in die induktive Richtung führen: ein Gegenbeispiel kann ein Gesetz widerlegen.

Wie zahlreiche Autoren zur Frage nach der Richtigkeit der Synthetischen Evolutionstheorie nachweisen konnten, geht es hier jedoch nicht nur um "ein Gegenbeispiel", sondern tatsächlich um umfangreiche Serien und ganze Kategorien von Beispielen gegen die Theorie (vgl. die oben zitierten Links zu den verschiedenen Themen). Damit ist die Theorie eindeutig widerlegt!

Zur Anwendung seiner Kriterien bemerkt Karl Popper (1995/2000, pp. 110-112; Auszüge, kursiv von Popper, bold von mir):

Die Punkte (1) [Abgrenzungskriterium] und (2) [Anwendung auf Satzsysteme] zeigen - wie richtig mein Kriterium kühner Vermutungen und strenger Widerlegungen auch ist -, daß es nicht zu übersehende Schwierigkeiten gibt. Eine elementare Schwierigkeit dieser Art kann wie folgt beschrieben werden. Ein Biologe stellt die Vermutung auf, daß alle Schwäne weiß sind. Als man in Australien schwarze Schwäne entdeckt, sagt er, seine Vermutung sei nicht widerlegt. Er beharrt darauf, daß schwarze Schwäne eine neue Art von Vögeln sind, da es ein Teil der definierenden Eigenschaft eines Schwanes ist, daß er weiß ist. Mit anderen Worten, er kann der Widerlegung entgehen, obwohl ich glaube, daß er mehr lernen könnte, wenn er zugibt, daß er sich getäuscht hat.

Auf alle Fälle - und das ist sehr wichtig - ist die Theorie "Alle Schwäne sind weiß" zumindest in dem folgenden klaren, logischen Sinne widerlegbar: sie muß von jedem für widerlegt erklärt werden, der anerkennt, daß es mindestens einen nicht-weißen Schwan gibt.

Was die Anwendung Popper'scher Falsifikationskriterien auf die Intelligent-Design-Theorie (ID) anlangt, so habe ich 1991/2002 zunächst festgestellt, dass der ID-Ansatz grundsätzlich falsifizierbar ist und als ersten Punkt Folgendes vorgeschlagen (ich diskutiere im Folgenden nur diesen ersten Punkt): [Der Ansatz ist falsifizierbar] durch den empirischen Nachweis, dass das Leben und die Information für komplexe Strukturen und Organe allein aufgrund physikochemischer Gesetzmäßigkeiten entsteht (Abiogenese [und weitere Entwicklung]). (Vgl. weiter Alternativen und Intelligent Design .)

Der empirische Nachweis (a) der Entstehung des Lebens und/oder (b) einer weiteren kontinuierlichen Evolution im obigen Sinne allein aufgrund physikochemischer Gesetzlichkeiten (und dessen oder deren berechtigte Projektion auf natürliche Umwelt-Konstellationen der Erdgeschichte und der Gegenwart) wäre sicher der einfachste und schlagendste Beweis, dass ID für den Ursprung und/oder die Geschichte der Lebensformen nicht notwendig wäre.

Nach meinem Verständnis würde es sich auch nur in einem dieser beiden Fälle um ein Beispiel von Huxleys "great tragedy of science" handeln, "the slaying of a beautiful theory by an ugly fact". - Aus materialistischer Sicht hingegen wäre es vielmehr "the slaying of an ugly theory by a most beautiful fact".

Aber selbst in diesem Fall wäre nicht auszuschließen gewesen, dass die induktive Methode der evolutionstheoretischen Verifikation und ID-Falsifikation früher oder später auf ihre Grenzen gestoßen wäre (Poppers oben zitierter schwarzer Schwan).

Da sich aber dieser ID-Falsifizierungsansatz im Laufe der letzten 150 Jahre als völlig illusorisch erwiesen hat – die Komplexität selbst der ‘einfachsten’ Lebensformen übertrifft alle Erwartungen und Vorstellungen - versuchen heute einige Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie, den ID-Falsifizierungsansatz durch experimentelle Verifizierung der Evolutionstheorie, selbst als unseriös darzustellen oder gar lächerlich zu machen.

Wenn etwa ein Forscher und Nobelpreisträger vom Range Richard Feynmans feststellt: "The principle of science, the definition almost, is the following: The test of all knowledge is experiment. Experiment is the single judge of "truth"." - Dann wird die Forderung nach der Anwendung dieser (in den Naturwissenschaften allgemein als zutreffend betrachteten und ungeheuer erfolgreichen) Maxime auf die Richtigkeit von evolutionstheoretischen Behauptungen sofort als "naiver Empirismus" oder mit ähnlich fragwürdigen Bemerkungen abgelehnt (etwa: man könne ja auch die Entstehung und Geschichte des Universums nicht reproduzieren – als wäre die naturgesetzliche Entstehung von weniger als ein tausendstel Millimeter messenden ‘einfachsten’ Lebensformen und die Entstehung neuer (primärer) Arten durch Mutation und Selektion zeitlich und räumlich mit der Entstehung von Hunderten von Milliarden Galaxien mit jeweils Milliarden bis Billionen von Sternen vergleichbar!).

Würde die Anwendung auf die Theorie hingegen in der Praxis funktionieren (wären ihre Aussagen also prognostizierbar, quantifizierbar und verifizierbar), dann würde man triumphierend auf die Beweise für ihre Richtigkeit hinweisen (in diesem Falle sogar zu Recht). Und genau das hatte man ursprünglich auch weitgehend erwartet. So hieß die erste genetische Zeitschrift der Welt (und sie zählt nach wie vor zu den bekanntesten ihrer Art) von 1908 bis 1957: "Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre" (heute Molecular Genetics and Genomics). Begründet wurde sie von Erwin Baur, der als Jugendlicher stark von den Schriften Darwins und Haeckels geprägt worden war. Verstärkt wurde die Idee einer induktiven Beweisführung durch die Entdeckungen der Vererbungsforschung ab 1900. - Nachdem sich jedoch die induktiven Prognosen, Forderungen und Erwartungen (und damit auch die Falsifikation von ID durch diese Methode) als unerfüllbar herausgestellt hatten, versucht man nun - anstatt die Evolutionstheorie in Frage zu stellen - die induktive Methode selbst als grundsätzlich unzureichend für die Evolutions- und ID-Falsifikationsfrage zu deklarieren.

Die Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie vergessen jedoch dabei, dass - wie oben schon angedeutet - die Mehrheit der Theoretiker des Darwinismus und Neodarwinismus der ersten hundert Jahre genau diese Hoffnungen auf umfassende induktive Beweise (experimentelle Verifizierung ihrer Annahmen und damit Falsifizierung von ID) massiv gepflegt hatte, und zwar vor allem auf Grund der falschen Hauptvoraussetzung, dass die Konstitution des Lebens und die Entstehung der Arten sich als "einfach" erwiesen habe.

Haeckels Vorstellungen von der Einfachheit des Protoplasmas und Lebens sind in diesem Zusammenhang äußerst aufschlussreich (1868, 13. Kapitel, Hervorhebungen im Schriftbild von mir):

Das Plasma oder Protoplasma der neueren Biologie, der "Urschleim" der älteren Naturphilosophie, jene festflüssige, eiweißartige Kohlenstoffverbindung, aus welcher alles Leben hervorgegangen ist, bewirkte die erste Entwickelung desselben auch wesentlich durch die beiden Vorgänge der Verdichtung und Hüllenbildung. Schon früher (S. 142) haben wir in den Moneren Organismen der allereinfachsten Art kennen gelernt, deren ganzer Körper in vollkommen ausgebildetem Zustande aus weiter Nichts besteht, als aus einem festflüssigen eiweißartigen Klümpchen, Organismen, welche für die Lehre von der ersten Entstehung des Lebens von der allergrößten Bedeutung sind. Aber auch die meisten übrigen Organismen sind zu einer gewissen Zeit ihrer Existenz, wenigstens in der ersten Zeit ihres Lebens als Eizellen oder Keimzellen, im Wesentlichen weiter Nichts als einfache Klümpchen eines solchen eiweißartigen Bildungsstoffes, dem Plasma oder Protoplasma. Sie sind dann von dem Moneren nur dadurch verschieden, daß im Inneren des eiweißartigen Körperchens sich der Zellenkern (Nucleus) von dem umgebenden Zellstoff (Protoplasma) gesondert hat. Wie wir schon früher zeigten, sind Zellen von ganz einfacher Beschaffenheit die Staatsbürger, welche durch ihr Zusammenwirken und ihre Sonderung den Körper auch der vollkommensten Organismen, einen republikanischen Zellenstaat, aufbauen (S. 246). Die entwickelten Formen und Lebenserscheinungen des letzteren werden lediglich durch die Thätigkeit jener eiweißartigen Körperchen zu Stande gebracht.

Unter solchen unrichtigen Voraussetzungen war es denn auch nicht verwunderlich, dass Haeckel die Produktion von Protoplasma zu Handelszwecken voraussagen konnte.

Merkwürdigerweise – und wie mir scheint – im Widerspruch zu seinen bisherigen Ausführungen spricht Haeckel im nächsten Absatz des oben zitierten Kapitels von den "unendlich mannichfaltigen und verwickelten physikalischen und chemischen Eigenschaften der Eiweißkörper als die eigentliche Ursache der organischen oder Lebenserscheinungen" – der Grundtenor bleibt jedoch bei der Einfachheit der Entstehung des Lebens und der Arten; kurz darauf schreibt Haeckel sogar über seine Moneren: "Der ganze Körper dieser einfachsten von allen Organismen, ein festflüssiges, formloses und structurloses Eiweißklümpchen, besteht in der That nur aus einer einzigen chemischen Verbindung, und ist ebenso vollkommen einfach in seiner Structur, wie jeder Krystall, der aus einer einzigen anorganischen Verbindung, z. B. einem Metallsalze, oder aus einem einzigen Elemente, z. B. Schwefel oder Blei besteht.

Behe hat dagegen den heutigen Erkenntnisstand zur Komplexität des Lebens (1996, p. X und 252) wie folgt zusammengefasst (kursiv von mir):

It was once expected that the basis of life would be exceedingly simple. That expectation has been smashed.

The simplicity that was once expected to be the foundation of life has proven to be a phantom; instead, systems of horrendous, irreducible complexity inhabit the cell. The resulting realization that life was designed by an intelligence is a shock to us in the twentieth century who have gotten used to thinking of life as the result of simple natural laws.

Und diese Grunderkenntnis ist nicht völlig neu, wenn sie auch die Forschungsergebnisse der letzten vier Jahrzehnte immer wieder bestätigt und weiter vertieft worden ist. R.E.D. Clark hatte schon 1961, p. 227, folgenden Punkt hervorgehoben:

Faced by the undeniable existence of almost inconceivably complex and ingenious chemical mechanisms, the conclusion once again seemed irresistible that they were the results of design.

An der oben genannten evolutionstheoretischen Methodik, grundlegende (und lange gehegte, aber nicht eingetroffene) eigene Postulate, die aus erkenntnistheoretischer Sicht völlig berechtigt waren, schließlich als "unseriös" allein den Kritikern zuzuordnen, anstatt ihre Theorie in Frage zu stellen, veranschaulicht jedenfalls die prinzipielle Unwiderlegbarkeit der Theorie für viele ihrer Vertreter.

Darwinismus und Neodarwinismus (Synthetische Evolutionstheorie) verfügen heute über ein ganzes Arsenal von Immunisierungsstrategien, so dass ReMine (1993, p. 24) sogar von einem "Smorgasboard" mit umfangreichem Erklärungsangebot spricht, an dem man sich je nach Einwand fast immer bedienen kann ("Evolutionary theory is smorgasboard: a vast buffet of disjointed and conflicting mechanisms waiting to be chosen by the theorist. For any question, the theorist invokes only those mechanisms that look most satisfying. Yet, the next question elicits a different response, with other mechanisms invoked or neglected.").

Sir Karl Popper hat die Methode der Immunisierungsstrategien wie folgt diskutiert (1995/2000, p. 111; Auszüge; Popper diskutiert auf den Seiten 108-112 neun verschiedene Punkte, von denen wir uns für unsere Fragestellung hier die Punkte 6, 8 und 9 etwas näher ansehen möchten; kursiv von Popper, bold von mir):

(6) Wie ich im allerersten Kapitel meiner Logik der Forschung erklärte, können wir angesichts von Widerlegungen immer Zuflucht zu ausweichenden Taktiken nehmen....wir können eine Theorie immer gegen Widerlegung immunisieren. Solche Immunisierungstaktiken gibt es viele; und wenn uns nichts Besseres einfällt, können wir immer die Objektivität - oder sogar die Existenz - der widerlegenden Beobachtung leugnen. (Man erinnere sich an die Leute, die sich weigerten, durch Galileis Teleskop zu schauen.) Intellektuelle, die sich mehr dafür interessieren, recht zu haben, als etwas Interessantes, aber Unerwartetes zu entdecken, sind keineswegs seltene Ausnahmen.

Hier muss jedoch angemerkt werden, dass in der Geschichte des Darwinismus und der Synthetischen Evolutionstheorie schon wiederholt "falsche Tatsachen" produziert worden sind (Piltdown, Archaeoraptor und andere Fossilfälschungen, Falschdarstellungen der Embryonalentwicklung im Sinne des "biogenetischen Grundgesetzes", Falschdarstellungen zu Biston betularia etc.; vgl. ausführlich und sehr gründlich Jonathan Wells 2000: ICONS OF EVOLUTION). Schon wiederholt hat sich also das, was Darwinisten als bestätigende "Beobachtung" behaupteten, als unrichtig erwiesen (vgl. dazu auch die Beiträge zu Lederbergs Replica-Plating ).

Es ist generell notwendig, die (entscheidenden) behaupteten Beobachtungen von Darwinisten und ID-Theoretikern genau zu überprüfen. Wenn das jedoch gründlich geschehen ist, dann ist es bedauerlich, wenn, um mit Popper zu sprechen, Intellektuelle die Existenz einer "widerlegenden Behauptung leugnen".

Ein Seite weiter schreibt Sir Karl Popper (der Hauptteil von Punkt (8) sowie Punkt (9); kursiv von ihm):

Wir können also sagen, daß man empirische Wissenschaft in meinem Sinne aufgibt, wenn man die Falsifizierung um jeden Preis vermeidet. Aber ich stellte zusätzlich fest, daß Übersensibilität in bezug auf die widerlegende Kritik ebenso gefährlich ist: Dogmatismus hat einen legitimen Platz, wenn auch einen sehr begrenzten. Derjenige, der seine Theorie angesichts scheinbarer Widerlegungen zu leicht aufgibt, wird die seiner Theorie innewohnenden Möglichkeiten nie entdecken. In der Wissenschaft ist Platz für die Debatte: für den Angriff und daher auch für die Verteidigung. Nur wenn wir sie zu verteidigen versuchen, können wir all die verschiedenen Möglichkeiten kennenlernen, die unseren Theorien innewohnen. Auch hier ist die Wissenschaft immer Vermutung. Man muß auch vermuten, wann man aufhören soll, eine bevorzugte Theorie zu verteidigen und wann man eine neue ausprobieren soll.

(9) Ich habe also nicht die einfache Regel vorgeschlagen: "Suche Widerlegungen und verteidige deine Theorie nie dogmatisch." Aber mein Rat war immerhin besser als die dogmatische Verteidigung um jeden Preis. Die Wahrheit ist, daß wir ständig kritisch sein müssen; selbstkritisch, was unsere eigenen Theorien anbetrifft und selbstkritisch, was unsere eigene Kritik anbetrifft; und natürlich dürfen wir keinem Problem ausweichen.

Das ist also ungefähr die methodologische Form von (D), des Abgrenzungskriteriums. Schlage Theorien vor, die kritisierbar sind. Stelle dir mögliche entscheidende falsifizierende Experimente vor - entscheidende Experimente. Aber gib deine Theorien nicht zu leicht auf - auf keinen Fall, bevor du deine Kritik kritisch geprüft hast.

In rund 40-jähriger Diskussion habe ich immer wieder erlebt, dass Evolutionstheoretiker die Falsifizierung ihrer Theorie um jeden Preis vermeiden wollten. Obwohl mir die meisten der von Popper empfohlenen Punkte als selbstverständlich erscheinen, so ist doch festzuhalten, dass die Umsetzung dieser Ratschläge in der Praxis der wissenschaftlichen Arbeit von Evolutions- und ID-Theoretikern sowie der Diskussion zwischen ihnen ausgesprochen nützlich sein kann.

Im Folgenden seien Sir Karl Poppers Hauptpunkte zur deduktiven Überprüfung von Theorien zitiert (1995/2002, pp. 120/121; kursiv von Popper, bold von mir):

Dabei lassen sich insbesondere vier Richtungen unterscheiden, nach denen die Prüfung durchgeführt wird: der logische Vergleich der Folgerungen untereinander, durch den das System auf seine innere Widerspruchslosigkeit hinzu untersuchen ist; eine Untersuchung der logischen Form der Theorie mit dem Ziel, festzustellen, ob es den Charakter einer empirisch-wissenschaftlichen Theorie hat, also z.B. nicht tautologisch ist; der Vergleich mit anderen Theorien, um unter anderem festzustellen, ob die zu prüfende Theorie, falls sie sich in den verschiedenen Prüfungen bewähren sollte, als wissenschaftlicher Fortschritt zu bewerten wäre; schließlich die Prüfung durch "empirische Anwendung" der abgeleiteten Folgerungen.

Diese letzte Prüfung soll feststellen, ob sich das Neue, das die Theorie behauptet, auch praktisch bewährt, etwa in wissenschaftlichen Experimenten oder in der technisch-praktischen Anwendung. Auch hier ist das Prüfungsverfahren ein deduktives: Aus dem System werden (unter Verwendung bereits anerkannter Sätze) empirisch möglichst leicht nachprüfbare bzw. anwendbare singuläre Folgerungen ("Prognosen") deduziert und aus diesen insbesondere jene ausgewählt, die aus bekannten Systemen nicht ableitbar sind bzw. mit ihnen in Widerspruch stehen. Über diese - und andere - Folgerungen wird nun im Zusammenhang mit der praktischen Anwendung, den Experimenten usw., entschieden. Fällt die Entscheidung positiv aus, werden die singulären Folgerungen anerkannt, verifiziert, so hat das System die Prüfung vorläufig bestanden; wir haben keinen Anlaß, es zu verwerfen. Fällt eine Entscheidung negativ aus, werden Folgerungen falsifiziert, so trifft ihre Falsifikation auch das System, aus dem sie deduziert wurden.

Die positive Entscheidung kann das System immer nur vorläufig stützen; es kann durch spätere negative Entscheidungen immer wieder umgestoßen werden. Solange ein System eingehenden und strengen deduktiven Nachprüfungen standhält und durch die fortschreitende Entwicklung der Wissenschaft nicht überholt wird, sagen wir, daß es sich bewährt.

Diese Geisteshaltung erscheint mir von der vieler Evolutionstheoretiker grundlegend verschieden zu sein (vgl. dazu die anfangs und in der ersten Fußnote aufgeführten Zitate). Die Möglichkeit, dass die Theorie durch ‘spätere negative Entscheidungen wieder umgestoßen werden kann’, wird in der Regel vehement verneint.

Sir Karl R. Popper bemerkt zu Albert Einsteins Methodik, die Richtigkeit seiner Theorie zu überprüfen (1994, p. 48, kursiv von Popper):

Was mich aber am meisten beeindruckte, war Einsteins klare Feststellung, daß er seine Theorie als unhaltbar aufgeben würde, falls sie gewissen Überprüfungen nicht standhielte. So schrieb er zum Beispiel:

Wenn die Rotverschiebung der Spektrallinien durch das Gravitationspotential nicht existierte, wäre die allgemeine Relativitätstheorie unhaltbar.

Das war eine Einstellung, die sich von der dogmatischen Einstellung von Marx, Freud und Adler grundsätzlich unterschied - und noch mehr von der Einstellung ihrer Anhänger. Einstein schlug Experimente vor (experimenta crucis), deren Übereinstimmung mit seinen Voraussagen die Theorie keineswegs als wahr bestätigen würde, während eine Nichtübereinstimmung, wie er betonte, die Theorie als unhaltbar erweisen würde.

Das, meinte ich, war die wahre wissenschaftliche Haltung. Sie war grundverschieden von der dogmatischen Einstellung, die dauernd darauf ausging, "Verifikationen" für die eigenen Theorien vorzuführen.

So kam ich, gegen Ende des Jahres 1919, zu dem Schluß, daß die wissenschaftliche Haltung die kritische war; eine Haltung, die nicht auf "Verifikationen" ausging, sondern kritische Überprüfungen suchte: Überprüfungen, die die Theorie widerlegen konnten; die sie falsifizieren konnten, aber nicht verifizieren. Denn sie konnten die Theorie nie als wahr erweisen.

Für viele Evolutionstheoretiker hat sich hingegen ihre Theorie "restlos als wahr erwiesen" etc. (vgl. wieder die Dokumentation oben).

 

***Sir Karl R. Poppers Auffassung zur Frage nach dem erkenntnistheoretischen Status des Darwinismus dürfte in diesem Zusammenhang besonders aufschlussreich sein. Er hat einige Schwachpunkte der Theorie sehr gut herausgearbeitet, setzt jedoch seine Richtigkeit in manchen Fragen undiskutiert voraus. Im Folgenden habe ich bemüht, diese Punkte herauszuarbeiten (1994, pp. 248-250; Hervorhebungen im Schriftbild hier und im Folgenden wieder von mir, außer 'Vorhersage' und 'definiert'; Auszüge):

Ich möchte nun einige Gründe nennen, warum ich den Darwinismus als metaphysisch und als ein Forschungsprogramm betrachte.

Er ist metaphysisch, weil er nicht prüfbar ist. Man könnte denken, daß er es sei. Er scheint die Behauptung zu enthalten: Sollten wir jemals auf einem Planeten Leben entdecken, das den Bedingungen (a) und (b) genügt, dann wird (c) ins Spiel kommen und mit der Zeit zu einer großen Vielfalt an unterschiedlichen Formen führen. Aber der Darwinismus enthält keine so starke Behauptung. Denn angenommen, wir entdecken auf dem Mars Leben in Gestalt von genau drei Arten von Bakterien, deren genetische Struktur der von drei irdischen Arten ähnlich ist. Ist damit der Darwinismus widerlegt? Keineswegs. Wir werden sagen, diese drei Arten seien unter den zahlreichen Mutanten die einzigen Formen, die hinreichend gut angepaßt waren, um zu überleben. Und wir werden dasselbe sagen, wenn es dort nur eine solche Art gibt (oder gar keine). Der Darwinismus macht also im Grunde keine Vorhersage über den Reichtum von Formen der Evolution. Er kann sie deshalb im Grunde auch nicht erklären. Er kann bestenfalls die Evolution einer Vielfalt von Formen unter "günstigen Bedingungen" vorhersagen. Es ist jedoch kaum möglich, generell zu beschreiben, was günstige Bedingungen sind - es sei denn, man sagt, daß bei ihrem Vorhandensein eine Vielfalt von Formen entstehen wird.

Und dabei glaube ich noch, die Theorie vorteilhaft dargestellt zu haben - in einer Form, in der sie noch am ehesten prüfbar ist. Man könnte sagen, daß sie eine große Vielfalt von Lebensformen "fast voraussagt"283. Und auf anderen Gebieten ist ihre Voraussage- oder Erklärungskraft noch enttäuschender. Nehmen wir die "Anpassung". Auf den ersten Blick scheint die natürliche Auslese die Anpassung zu erklären, und in einem gewissen Sinne tut sie es auch; aber kaum in einem wissenschaftlichen Sinne. Zu sagen, daß eine jetzt lebende Art an ihre Umwelt angepaßt ist, ist in der Tat fast eine Tautologie. Die Darwinsche Theorie verwendet ja die Ausdrücke "Anpassung" und "Auslese" so, daß wir sagen können: Wäre die Art nicht angepaßt, dann hätte die natürliche Auslese sie eliminiert. Und entsprechend: Wenn eine Art ausgestorben ist, dann muß sie an die Bedingungen schlecht angepaßt gewesen sein. Die Anpassung oder die Tauglichkeit (fitness) wird von den modernen Evolutionstheoretikern durch die Wahrscheinlichkeit des Überlebens definiert und kann an dem tatsächlichen Überlebenserfolg gemessen werden. Es besteht kaum eine Möglichkeit, eine Theorie empirisch zu überprüfen, die so schwach ist, die so wenig vorhersagende Kraft hat.284

Und dennoch ist die Theorie unschätzbar: Ich glaube nicht, daß ohne sie unser Wissen hätte so wachsen können, wie es das seit Darwin getan hat.

Ohne Darwin wären wir heute in der Genetik wahrscheinlich 35 Jahre weiter! (Vgl. zur Genetik und den negativen Einfluss des Darwinismus auf weitere biologische Disziplinen die Mendelarbeit .)

Wenn wir versuchen, Experimente mit Bakterien zu erklären, die sich zum Beispiel an Penicillin angepaßt haben, dann ist die Theorie der natürlichen Auslese dabei eine große Hilfe.

Theorien der natürlichen Auslese sind tatsächlich von "Kreationisten" schon vor Darwin vertreten worden. Statt eine "große Hilfe" zu sein, hat sich die darwinistische Version der Theorie mit ihrem ‘Allerklärungsanspruch’ - insbesondere zur Interpretation der Antibiotikaresistenzen - nur sehr begrenzt als zutreffend erwiesen. Für die Beantwortung der entscheidende Fragen jedoch ist die Synthetische Evolutionstheorie bis heute eher ein Hindernis in der Forschung und Lehre und sie hat zu zahlreichen Fehlinterpretationen Anlass gegeben (vgl. wieder den Lederbergversuch sowie Bakterienresistenzen ).

Dazu sei ein neueres Beispiel erwähnt mit anschließender Wiedergabe von Zitaten aus den eben erwähnten Links:

U. Kutschera schreibt in seiner EVOLUTIONSBIOLOGIE 2001, p. 227, zu den Antibiotikaresistenzen: "Diese auf Mutation/Selektion basierende rasche Bakterienevolution ist in Krankenhäusern zu einem großen Problem geworden." Nach meinen Erfahrungen erhält der mit den Tatsachen nicht vertraute Leser bei solchen und ähnlichen Aussagen den Eindruck, als gingen die Antibiotikaresistenzen in den Krankenhäusern direkt auf eine durch Mutation und Selektion verursachte Bakterienevolution zurück.

Der 'Faktor' Selektion ist zwar zutreffend, tatsächlich aber stehen die Mutationen hier nur an zweiter Stelle und die genetische Hauptursache wird von dem Autor überhaupt nicht genannt. Dazu einige Aussagen und Richtigstellungen:

Pelczar/Chan/Krieg bemerken in ihrem Werk MICROBIOLOGY zum horizontalen Gentransfer bei Bakterien über die Art- und Gattungsgrenzen hinweg (1993, p. 572):

"Transmission of antibiotic resistance by conjugation was first reported independently in 1958 by two Japanese microbiologists, Akiba and Ochiai. They had isolated pathogenic Shigella dysenteriae bacteria from patients with bacillary dysentery and found that some of the cells were resistant to sulfonamides, tetracyclines, streptomycin, and chloramphenicol. Other cells of the same strain of S. dysenteriae showed no such resistance. Where had the resistant cells acquired the genes for their resistance? Akiba and Ochiai showed that the genes had been acquired from conjugation with antibiotic-resistant E.coli cells that resided in the patients' intestinal tracts. Transfer of antibiotic resistance by bacterial conjugation has subsequently been observed in other species of bacteria and in other parts of the world."

Und Bachmann et al. schreiben (1998, p. 9082): "The principal cause of bacterial resistance to penicillin and other b-lactam antibiotics is the acquisition of plasmid-encoded b-lactamases, enzymes that catalyze hydrolysis of the b-lactam bond and render these antibiotics inactive."

"Most examples of antibiotic resistance in pathogenic bacteria are not the result of a mutation that alters the protein that the antibiotic attacks, although this mechanism can occur in laboratory experiments" (Kadner 1997, p. 585).

"Grundlagen der Resistenzentwicklung sind Mutationen, Rekombinationen (beides selten) und (häufig) der Erwerb von Plasmiden, die Resistenzgene tragen" (Zetkin/Schaldach 1999, p. 1724; bold auch in diesem und den obigen Zitaten von mir).

Darüber hinaus handelt es sich bei der zweiten Gruppe der relativ seltenen mutationsbedingten Resistenzen in der großen Mehrheit der Fälle um Verlustmutationen - ein für die (Makro-)Evolutionsfrage entscheidender Punkt, der jedoch ebenfalls nicht im Lehrbuch von U. Kutschera genannt wird (vgl. Sie bitte zu diesem Punkt und zu weiteren Fragen die Details und Literaturangaben in den oben zitierten Links).

In dieser Frage ist Sir Karl Popper von Vertretern der Synthetischen Evolutionstheorie leider genauso fehlinformiert worden wie im Fall des Birkenspanners (vgl. das Kapitel Natural Selection). In diesen Punkten hätte Sir Karl Popper vielleicht etwas kritischer sein können. Aber es ist sicher schwierig "falsche Tatsachen" zu durchschauen. Popper fährt fort (1994, p. 250):

Obwohl sie metaphysisch ist, kann sie sehr konkrete und sehr praktische Forschungen weitgehend erhellen. Sie gestattet uns, die Anpassung an eine neue Umwelt (wie etwa eine penicillinverseuchte Umwelt) auf eine rationale Weise zu erforschen.

Das ist ohne diese Theorie genauso der Fall. Vor allem: Es gibt bessere Theorien (siehe unten)! Wir sollten dabei auch nicht vergessen, dass die Selektionstheorie von Darwin mit einem lamarckistischen Vererbungsmodus kombiniert worden war. Die erste Mutationstheorie stammt vom Kritiker des Darwinismus Hugo de Vries. Die bakteriologischen Beweise der 1940er Jahre (und zuvor schon von Gratia 1921 und Burnet 1928) bedeuteten daher eine (weitere) Widerlegung der darwinschen Vererbungsideen, eine Widerlegung, die mit Mendel 1866 begann, die jedoch erst ab 1937 mit der "modern synthesis" von Darwinisten zunehmend akzeptiert worden ist.

Popper fährt fort:

Sie legt die Existenz eines Anpassungsmechanismus nahe....

Dazu seien folgende Punkte hervorgehoben: 1. Der von Darwin postulierte Anpassungsmechanismus hat sich auch in den Bakterienversuchen als unrichtig herausgestellt (Vererbung erworbener Eigenschaften: "Übernahme von Merkmalen, die ein Organismus durch individuelle Anpassung im Laufe des Lebens erworben hat, in das Erbgut." - Wagenitz 1996, p. 394; Schubert/Wagner 2000, p. 574). 2. Als hätte nur die Synthetische Evolutionstheorie durch Rückgriff auf die vom Darwinismus zunächst abgelehnte Mutationstheorie unter Minimierung der "Mutationsgrößen" jemals einen Anpassungsmechanismus postuliert! 3. Vor allem hatte der Neodarwinismus insofern einen "falschen Anpassungsmechanismus" nahegelegt als er mit Mutation und Selektion durch Funktionsaufbau (u.a. Bildung völlig neuer Gene und Enzyme) die Entstehung aller Lebensformen erklären wollte, also im Sinne einer Makroevolution. Dazu sei ein Auszug aus meinem Beitrag zum lederbergschen Replica-Plating wiedergegeben:

Nach Hoimar von Ditfurth [und vielen weiteren Autoren] liefert der Lederbergsche Stempelversuch zu den Phagen- und Antibiotikaresistenzen einen experimentellen Beweis für die postulierte Gesamt-Evolution durch Mutation und Selektion. Danach entstehen in jedem einzelnen, neuen Stempelversuch durch Zufallsmutationen Tausende von 'Umstellungen komplizierter Stoffwechselfunktionen', auch "neue Enzyme" (und damit neue Gene), "also gezielt wirkende und höchst kompliziert funktionierende chemische Abwehrwaffen". Weiter sei "die Entstehung von Ordnung, zweckmäßiger Anpassung und Erwerb neuer, überlegener Lebensfunktionen" festzustellen. Mit einem Wort, wir haben mit dem Lederbergschen Stempelversuch den experimentellen Beweis für die Makroevolution.

Zur Widerlegung dieser evolutionstheoretischen Behauptungen vgl. wieder Lederberg: Replica Plating.

Karl Popper schreibt weiter (1994, p. 250):

....und sie gestattet uns vielleicht, die Funktionsweise des Mechanismus bis in seine Einzelheiten zu untersuchen. Und bisher ist sie die einzige Theorie, die so etwas leistet.

Die molekularen Befunde haben die darwinistischen Erwartungen zur Makroevolution in Verbindung mit den Antibiotikaresistenzen deutlich widerlegt! Denn es handelt sich bei den Antibiotikaresistenzen in aller Regel nicht um Beweise für die Makroevolution im oben zitierten Sinne, sondern um Verlustmutationen und hin und wieder zyklische Genamplifikationen (von der oben schon erwähnten großen Mehrheit der Fälle horizontalen Gentransfers durch Plasmide einmal ganz abgesehen). Keine der neodarwinistischen Hypothesen hatte diese Gegebenheiten jemals vorausgesehen oder gar postuliert. Anpassungsmechanismen in Verbindung mit Degenerationserscheinungen waren hingegen schon von Buffon und anderen "Kreationisten" gefordert worden und sind im Prinzip durch die auf Verlustmutationen beruhenden Antibiotikaresistenzen auch für Bakterien bestätigt worden.

Weiter Sir Karl Popper (1994, p. 250):

Das ist natürlich auch der Grund, warum der Darwinismus nahezu allgemein akzeptiert wurde. Darwins Theorie der Anpassung war die erste nicht-theistische Theorie, die überzeugte;...

Nicht ihre vermeintliche Wissenschaftlichkeit, sondern die atheistische Bedürfnisstruktur des Zeitgeistes war der Hauptgrund, warum diese hochspekulative, aber "erste nicht-theistische" Theorie "überzeugte".

Sir Karl Popper fährt fort (p. 250, Hervorhebung im Schriftbild von mir):

...und der Theismus war schlimmer als das offene Eingeständnis des Unwissens, denn er ließ den Eindruck entstehen, man habe eine letzte Erklärung gefunden.

Theistische Biologen glaubten selbstverständlich nicht, dass die Anpassungserscheinungen auf direktes göttliches Eingreifen zurückzuführen waren, sondern suchten ebenfalls nach Mechanismen (wie einst schon Mendel). Sie glaubten daher auch nicht, dass sie mit dem Theismus eine "letzte Erklärung" als Identifikation des Mechanismus’ der Anpassung gefunden hatten. Bei allem Respekt vor Poppers Verdiensten liegt hier bedauerlicherweise eine völlige Fehleinschätzung vor.

Weiter Sir Karl R. Popper (p. 250):

Soweit nun der Darwinismus denselben Eindruck hervorruft, ist er nicht viel besser als die theistische Theorie der Anpassung.

Popper hat mit dieser Aussage den quasi-religiösen Absolutheitsanspruch von vielen Vertretern des Darwinismus erkannt und zu Recht kritisiert. Eine theistische Theorie der Anpassungsmechanismen als "letzte Erklärung" ist mir dagegen nicht bekannt.

Glaubt denn jemand im Ernst, dass theistische Biologen bei den Antibiotikaresistenzen und anderen Anpassungserscheinungen mit dem wiederholten und direkten Eingreifen Gottes als "letzte Erklärung" rechneten?

Tatsächlich aber behaupten seit rund 150 Jahren zahlreiche Vertreter des Darwinismus (Selektion zumeist in Kombination mit der Vererbung erworbener Eigenschaften) und der Synthetischen Evolutionstheorie (mit Mutation und Selektion), eine "letzte Erklärung" gefunden zu haben (vgl. die Einleitung oben). Damit ist die herrschende Abstammungslehre nicht nur nicht viel besser, sondern eindeutig schlechter als die Intelligent-Design-Theorie.

Popper fährt fort (p. 250):

Deshalb ist es wichtig darauf hinzuweisen, daß der Darwinismus nicht eine wissenschaftliche, sondern eine metaphysische Theorie ist. Doch als ein metaphysisches Forschungsprogramm ist er für die Wissenschaft von großem Wert, besonders dann, wenn man einräumt, daß er kritisiert und verbessert werden kann.

Gegen Kritik und Verbesserungen, die die Hauptpunkte ihrer Theorie in Frage stellen könnten, haben sich Darwinisten und Neodarwinisten seit rund 150 Jahren erbittert gewehrt (vgl. die Details zu vorübergehenden Fehlentwicklungen in der Biologie unter Mendel und dem Gesetz der rekurrenten Variation sowie Antwort an meine Kritiker ).

Weiter Karl Popper (immer noch p. 250):

Betrachten wir nun ein wenig näher das Forschungsprogramm des Darwinismus, wie es oben unter den Punkten (1) und (2) formuliert wurde.

Zunächst: Obwohl (2), also Darwins Theorie der Evolution, keine ausreichende Erklärungskraft besitzt, um die irdische Evolution der Vielfältigkeit von Lebensformen zu erklären, so deutet sie doch darauf hin und macht darauf aufmerksam. Und sie macht sicherlich die Vorhersage, daß, sofern eine solche Evolution stattfindet, es eine allmähliche sein wird. (Kursiv von Popper, bold von mir!)

Diese Vorhersage hat sich sowohl in der Genetik als auch in der Paläontologie als (nachweislich und jeder Zeit überprüfbar) falsch erwiesen (vgl. z.B. Lönnig und Saedler [2002]: Chromosome Rearrangements and Transposable Elements), und genauso als falsch in der Tier- und Pflanzengeographie, Anatomie, Systematik und praktisch auch in allen übrigen biologischen Disziplinen, die mit der Evolutionsfrage tangiert sind.

Weiter Sir Karl Popper (pp. 250/251):

Die nicht-triviale Vorhersage der Allmählichkeit der Entwicklung - der Kleinheit der Schritte - ist wichtig, und sie folgt unmittelbar aus (2) (a) bis (2) (c). Und (a) und (b) sowie mindestens der von (c) vorhergesagte Umstand, daß die meisten Mutationen klein sind, ist nicht nur gut durch Experimente belegt, sondern ist uns in vielen Einzelheiten bekannt.

Die Allmählichkeit, "die kleinen Schritte" sind somit, logisch gesehen, die zentrale Vorhersage der Theorie. (Wie mir scheint, ist es ihre einzige prüfbare Vorhersage.)

Diese zentrale Vorhersage wurde in rund 150 Jahren eingehend überprüft und durch Tausende von Fakten aus fast allen Zweigen der biologischen Forschung als Irrtum erwiesen. Die Theorie ist widerlegt!

Weiter Sir Karl R. Popper (p. 251):

Außerdem werden Veränderungen in der genetischen Struktur der Lebensformen, solange sie allmählichen Charakter haben, von der Theorie - zumindest "im Prinzip" - erklärt; denn die Theorie sagt ja das Auftreten kleiner, jeweils auf Mutation beruhender Veränderungen voraus. Allerdings ist eine solche "Erklärung im Prinzip" etwas ganz anderes als eine Erklärung, wie wir sie in der Physik erwarten und verlangen. Während wir eine bestimmte Sonnenfinsternis erklären können, indem wir sie vorhersagen, können wir eine bestimmte evolutionäre Veränderung (vielleicht mit Ausnahme gewisser Veränderungen im Genbestand - in der Genhäufigkeit - innerhalb einer Art) nicht vorhersagen oder erklären; wenn es sich nicht um eine geringfügige Veränderung handelt, können wir nur sagen, daß es irgendwelche Zwischenstufen gegeben haben muß - ein wichtiger Hinweis für die Forschung, ein Forschungsprogramm.

Das Forschungsprogramm hat jedoch die erwarteten kontinuierlichen Übergangsserien zu den wesentlichen Fragen des Ursprungs und der Entwicklung der Organismenwelt nie gefunden. Mehr noch: Durch das dogmatische Festhalten an diesem Forschungsprogramm ist die Biologie in weiten Bereichen in falsche Bahnen gelenkt worden (Details vgl. wieder Mendel ).

Zum Forschungsprogramm des Darwinismus und den paläontologischen Befunden bemerkte zum Beispiel einer der besten Kenner auf diesem Gebiet: "Nach darwinistischer Vorstellung sollen geringfügige Rassenunterschiede sich allmählich zu Artmerkmalen verstärken und diese dann durch Addition immer neuer kleiner Abänderungen zu Gattungs-, Familienunterschieden und so weiter werden. Die Formen-Mannigfaltigkeit müßte alsdann gegen Ende der einzelnen Stämme zunehmen; dort wäre die größte Fülle von Ordnungen, Familien und Gattungen, das heißt von Unterschieden höheren Grades zu erwarten. Das Gegenteil ist der Fall. Ein neuer Bauplan von dem systematischen Range etwa einer Klasse oder Ordnung erscheint gewöhnlich völlig unvermittelt auf der Bildfläche, ohne lange Reihen von Bindegliedern, die uns eine allmähliche Herausgestaltung aus einer anderen, seine Wurzel bildenden Ordnung vor Augen führen würden." (O.H. Schindewolf; Hervorhebungen im Schriftbild von mir; - vgl. weiter die Diskussion zum Thema SYSTEMATISCHE DISKONTINUITÄT BEI DER ENTSTEHUNG HÖHERER TAXONOMISCHER KATEGORIEN ). Dasselbe trifft auf neue morphologisch-anatomische Strukturen zu, - um nur einmal an die Hauptergebnisse von Paläontologie und Anatomie zu diesem Forschungsprogramm zu erinnern (vgl. wieder die Details unter Utricularia, Coryanthes und Catasetum, die Wabenkröte, das Auge ).

Weiter Sir Karl Popper (p. 251, kursiv wieder von ihm):

Außerdem sagt die Theorie zufällige Mutationen und damit zufällige Veränderungen voraus. (Wenn die Theorie überhaupt eine "Richtung" angibt, sagt sie, daß atavistische Mutationen verhältnismäßig häufig sein werden.) Wir müssen folglich mit evolutionären Abläufen von der Art eines zufallsartigen Weges rechnen. (Ein zufallsartiger Weg - "random walk" - ist beispielsweise der Weg, den ein Mann zurücklegt, der bei jedem Schritt ein Roulett konsultiert, um die Richtung seines nächsten Schrittes zu bestimmen.)

Genau diese zufälligen Mutationen und damit zufälligen Veränderungen reichen nicht aus, die essentiellen Fragen zum Ursprung der Lebensformen zu beantworten; vgl. wieder das Gesetz der rekurrenten Variation sowie die obigen Links und Natural Selection und Artbegriff.

Karl Popper bemerkt zu Darwins Theorie der geschlechtlichen Zuchtwahl in seinen Anmerkungen (1994, p. 328):

Darwins Theorie der geschlechtlichen Zuchtwahl ist teilweise ein Versuch, Beispiele zu erklären, die die Theorie der natürlichen Auslese falsifizieren; etwa solche Dinge wie den Pfauenschwanz oder das Hirschgeweih.

Es handelt sich hier tatsächlich um einen der vielen naturwissenschaftlich fragwürdigen Immunisierungsversuche der Theorie gegen ihre Widerlegung.

Popper hat später seinen Kritikpunkt zum Darwinismus als "in der Tat fast eine Tautologie" aufgrund von "falschen Tatsachen" zurückgenommen. Zum Thema Popper’s Critique and Recantation habe ich 2001, pp. 1012/1013, folgende Punkte ausgeführt:

Another kind of objection that was launched on the concept of natural selection originated with scholars interested in the logical structure of scientific explanations. There is a long tradition among these scholars to view the concept of natural selection to be a tautology (MacBride, 1929; Waddington, 1960; Mahner and Bunge, 1997 - excellent reviews on the debate between some 50 scientists and philosophers have been given by Bird, 1989; ReMine, 1993; and Chauvin, 1997). Waddington commented that natural selection "states that the fittest individuals in a population (defined as those which leave the most offspring) will leave the most offspring" (Waddington, 1960, p. 385), and:

Natural selection is survival of the fittest, and the tautology hinges on the word fittest. When the fittest are identified by their survival then there is a tautology. We ask, who are the fittest? We are told, the survivors. We ask, who will survive? We are told, the fittest. Natural selection is then "the survival of the survivors." It is a tautology" (ReMine, 1993, p. 98).

This objection has been strongly attacked by neo-Darwinians and punctuationists alike, arguing that fitness can scientifically be defined and tested, and that the tautology argument has conclusively been disproved by many biologists and philosophers (Mayr 1991, 1997).

Perhaps the most renowned case of a criticism and later recantation concerning the metaphysics/tautology-problem of natural selection by a philosopher was Sir Karl Popper’s comment that "Darwinism is not a testable scientific theory but a metaphysical research program", that is, natural selection was seen to be "almost tautologous" and at best only "a possible framework for testable scientific theories" (1974, p. 134; italics in original). In a time of rising creationism, these often quoted statements lead to an unusual amount of criticism and pressure of the evolutionary community for Popper to check, extend and reformulate his views on natural selection.

To back up his recantation four years later that "the theory of natural selection may be so formulated that it is far from tautological" (1978, p. 339), he mentioned as evidence the famous textbook example of ‘industrial melanism’ of the peppered moth (Biston betularia) asserting that here "we can observe natural selection happening under our very eyes, as it were". In this case the majority of the light colored form was believed to have been replaced by a dark type better adapted to sooty trees in the wake of the industrial revolution - an example of ‘natural selection’ probably well-known to every student who ever attended a course on evolutionary biology at school or university all over the world.

Popper’s Case of the Peppered Moth: Still more Metaphysics than Science

Looking at the famous case of industrial melanism more than 20 years later, we have to point to the most surprising fact that the case has recently been found wanting (Sargent et al., 1998; Majerus, 1998; Coyne, 1998). Hence, we may conclude that Popper’s partial retraction of his views was not necessary, at least not because of the example of the peppered moth.

After summarizing Kettlewell’s presentation of the Biston betularia instance, Coyne (1998) states the main points of the critical recent observations as follows: (a) The peppered moth normally doesn’t rest on tree trunks (where Kettlewell had directly placed them for documentation); (b) The moth usually choose their resting places during the night, not during the day (the latter being implied in the usual evolutionary textbook illustrations); (c) The return of the variegated form of the peppered moth occurred independently of the lichens "that supposedly played such an important role" (Coyne); and (d) Kettlewell’s behavioral experiments have not been replicated in later investigations. Additionally, there are important points to be added from the original papers, as (e) differences of vision between man and birds and (f) the pollution-independent decrease of melanic morphs.

So Popper’s case of the peppered moth as an observation against his own criticism of natural selection as a metaphysical research program consists, nonetheless, mostly of metaphysics. It may be asked: How is it possible that cases of insufficient or even false evidence for natural selection can be bolstered and presented in such a way that it appears to be so convincing and entirely compelling that even the best minds of the world can be grossly misled - even to the point of modifying a published evaluation on this topic?

 

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Nachtrag: Es gibt ein paar für mich interessante 'Konvergenzen' zwischen Popper und mir. Den von ihm so gelobten Begriff der "Immunisierungsstrategie", den er auf Hans Albert zurückführt, gebrauchte ich mindestens schon 11 Jahre vor Kenntnis der Kommentare Poppers dazu. - Es gibt von Karl Popper einen Beitrag betitelt "Replies to My Critics": Davon habe ich 26.7.2002 erfahren. Mein Beitrag "Antwort an meine Kritiker" stammt von 2001.

 

Literatur

Clark, R.E.D. (1961): The Universe: Plan or Accident. London.

Gould , S.J. (1999): Darwin’s More Stately Mansion. Science 284:2087.

Haeckel, E. (1868): Natürliche Schöpfungsgeschichte. Kapitel 13 : Jena.

Huxley, J. (1959): At Random: A Television Preview: In: Issues in Evolution, Vol.III: Evolution after Darwin; Hrsg.: Sol Tax; Chicago, 1960.

Kuhn, T.S. (1970): The Structure of Scientific Revolutions. 210 pp. The University of Chicago Press, Chicago.

Kutschera, U. (2001): Evolutionsbiologie. Eine allgemeine Einführung. Parey Buchverlag. Berlin.

Lönnig, W.-E. und H. Saedler (2002): Chromosome Rearrangements and Transposable Elements. Annual Reviews of Genetics 36:389-410.

Løvtrup, S. (1987): DARWINISM: The Refutation of a Myth. 469 pp. Croom Helm, Sydney.

Lorenz, K. (1975, p. 31): Über die Wahrheit der Abstammungslehre. In: Evolution, pp. 13-31. H. v. Ditfurth (Hrsg.), Hamburg.

Martin, W. (2002): Die biologische Art der Wiedervereinigung. In: forschung 1-2/2002: Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 3 pp. WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim. Die oben zitierte Aussage dient als Grundlage für eine Relativierung der darwinistischen Kontinuitätsidee durch Endosymbiosen (p. 14: "...- die Äste des Stammbaumes weichen in der Regel auseinander, aber manchmal verschmelzen sie wieder. Mehr noch, bei jeder Endosymbiose entsteht ein neuer Zelltyp mit Merkmalen beider Partner, dessen Gesamteigenschaften sich aber eindeutig von beiden Vorgängerzellen unterscheiden.").

Mayr, E. (2002, p. 26): Evolution ist eine Tatsache. (Ein Gespräch mit Ernst Mayr.) Laborjournal. Heft 5/2002:26-30.

Popper, K.R. (1995): Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg. (Punkt 2: p. 30; Punkt 3: p. 83; Pumkt 4: p. 374; Punkt 5: p. 375)

Popper, K.R. (1994): Ausgangspunkte. Meine intellektuelle Entwicklung. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg. (Punkt 6: p. 52; Punkt 7: p. 53; Punkt 9: pp. 108/109)

Popper, K.R. und D. Miller (Hrsg.) (1995/2000 ): Lesebuch. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen. (Punkt 1: p. 124; Punkt 8: p. 112; Punkt 10: pp. 148/149)

ReMine (1993): The Biotic Message. St. Paul. USA.

Schubert, R. und G. Wagner (2000): Botanisches Wörterbuch. 12. Auflage. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart.

Wagenitz, G. (1996): Wörterbuch der Botanik. Gustav Fischer Verlag. Jena.


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